Nach der Flucht aus dem Gericht: Aydin Yazici bedroht Zeugen
NÜRNBERG - Vor drei Wochen sprang er beim Prozess aus dem Fenster – jetzt wurde der gelernte Lehrer in Abwesenheit verurteilt
Vor drei Wochen sprang er während seines Prozesses aus einem Fenster im Erdgeschoss des Nürnberger Justizpalastes – am Freitag wurde der Flüchtige Aydin Yazici (38) von Richterin Heidi Dünisch zu insgesamt sechseinhalb Jahren Haft verurteilt. Sie fand es „ein starkes Stück“, dass der flüchtige, von Interpol gesuchte Immobilienhändler sich aus der Türkei meldete und den Kronzeugen telefonisch bedrohte: „Du brauchst dich in der Türkei nicht mehr blicken zu lassen.“
Das wurde gestern am 7. Prozesstag bekannt. Der gelernte Lehrer, ein durchtrainierter Schrank von einem Mann (1,90 Meter groß, 110 Kilo schwer), war seit Mai 2009 in U-Haft, weil er bei seinen Geschäften Landsleute bedroht und zu Falschaussagen angestiftet hatte. Yazici schaffte es sogar, eine Quittung über 14000 Euro Provision an einen Helfer so abzuändern, dass ein Schuldschein zu seinen Gunsten daraus wurde.
Auch brutale Mafia-Methoden kamen ans Licht. So habe der stets seriös im Anzug auftretende Geschäftsmann jederzeit – ob Tag oder Nacht – seine „Eingreif-Truppe“ von fünf Mann losschicken können, um Leute zu bedrohen und Geld zu fordern.
Dass ihm längere Haft droht, dämmerte dem Angeklagten, der fast alle Vorwürfe bestritten hatte, in der Verhandlung am 8. Januar. In einer Prozesspause um 10 Uhr nutzte er seine Chance und machte sich durch ein offenes Flurfenster im Parterre aus dem Staub.
Am Freitag erhielt der Abwesende am Amtsgericht wegen verschiedener Delikte zwei Strafen, zusammengezählt sechseinhalb Jahre. Verteidiger Alexander Seifert hatte auf Freispruch plädiert, kündigte Berufung an. Ob Yazici dann auftauchen wird? cis
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