Nach der Explosion in Germering: Ärger über Katastrophentouristen

GERMERING - In Germering ärgern sich Polizei und Nachbarn über die Schaulustigen. Derweil müssen Nachbarn, Erben und Versicherer klären, wer die Schäden und Einsatzkosten zahlt.
„Wahnsinn!“, „Nicht zu glauben, dass das mal ein Haus war“ – auch am Wochenende pilgerten wieder hunderte Menschen in die Frühlingstraße nach Germering, wo Donnerstagnacht der 88-jährige Rentner Herrmann L. seine Frau Margarete (†84), ihr Haus und sich selbst nach jahrelangem Ehekrieg mit Gasflaschen und Benzin in die Luft sprengte. Die Explosion war so gewaltig, dass auch an umstehenden Häusern erhebliche Schäden entstanden.
Klaus Frank, Polizeichef der 37500-Einwohner Stadt, ärgert sich über die „Katastrophentouristen“. Die ersten waren bereits kurz nach dem Unglück da - als noch nach den Leichen gesucht wurde. „Da sind sogar einige unter den Flatterleinen durch und schossen Fotos. Das geht zu weit“, schimpft der Polizeichef.
Auch viele Nachbarn in der Straße ärgern sich über die Neugier der anderen: Jemand klebte einen Zettel mit sarkastischem Kommentar an den Bauzaun, der den Unglücksort absperrt: „Für weitere Informationen stehen Ihnen die Mitarbeiter des Katastrophentourismusamts gerne zur Verfügung. Ansprechpartner Frau Schaunedsobled und Herr Peinlich.“
Die Nachbarn haben noch alle Hände voll damit zu tun, ihre eigenen Schäden feststellen zu lassen. Durch die verheerende Explosion flogen Steine und Bauteile bis zu 50 Meter weit. Sie zertrümmerten Dachziegel und mindestens zehn Fensterscheiben sowie Balkontüren. Insgesamt schätzen Ermittler die Schäden auf mehrere 100000 Euro. Im Nebenhaus bei dem frisch vermählten Paar Vanessa und Mark Wallis flog ein Stein durch die Balkontür vor den Fernseher, ein Stockwerk tiefer knallte ein Stück Eisenbewehrung ins Zimmer.
Noch ist nicht allen klar, wer die Kosten übernimmt. So soll am Montag im Rathaus die Hausjuristin klären, wer den Sucheinsatz von 200 Helfern zahlen muss – sowie das Abtragen des Schuttbergs: Die Trümmer wurden zunächst auf dem Volksfestplatz zwischengelagert. Nachdem die Toten geborgen waren, kippten die Bauhof-Mitarbeiter das, was von dem explodierten Haus übrig war, zurück aufs Grundstück. Die Entsorgung ist nun Sache der Erben.
Offenbar hat nur Margarete L., deren Vater das Haus in den 50er Jahren für seine Tochter baute, noch lebende Verwandte: Eine demenzkranke Schwester und einen Neffen, der sich im Ausland aufhält.
Sicher ist: Für Schäden an den umliegenden Häusern kommt deren Gebäudeversicherung auf. Vanessa und Mark Wallis bekamen sofort Hilfe: Ihre Hausverwaltung schickte schickte ihnen schon zehn Stunden nach dem Unglück einen Schreiner und einen Glaser ins Haus.Nina Job