Nach dem Prügel-Skandal: Neuer Top-Job für Bierlein

Vor zwei Jahren musste der Pfarrer wegen Sado-Maso-Spielchen mit Diakonen den Chefsessel in Rummelsberg räumen - kein Hindernis für seine Karriere...
Abendzeitung |
X
Sie haben den Artikel der Merkliste hinzugefügt.
zur Merkliste
Merken
0  Kommentare
lädt ... nicht eingeloggt
Teilen  AZ bei Google News
Musste Rummelsberg verlassen: Karl Heinz Bierlein.
bayernpress.com Musste Rummelsberg verlassen: Karl Heinz Bierlein.

Vor zwei Jahren musste der Pfarrer wegen Sado-Maso-Spielchen mit Diakonen den Chefsessel in Rummelsberg räumen - kein Hindernis für seine Karriere...

NÜRNBERG/RUMMELSBERG Mit Schimpf und Schande ist Pfarrer Karl Heinz Bierlein (58), Chef der Rummelsberger Anstalten, vor zwei Jahren aus dem Amt gejagt worden. Jetzt ist der Manager im Dienst der Kirche wie Phoenix aus der Asche wieder auferstanden – als Vorstandsvorsitzender des „Johannes Seniorendienstes“ in Bonn. Selbst angesehene Kirchenmänner sind darüber entsetzt.

Heiner Weniger, Pfarrer der Nürnberger Gemeinde St. Egidien, nimmt in dem von der evangelischen Kirche herausgegebenen Magazin „Citykirche“ kein Blatt vor den Mund. Wie es denn möglich sei, fragt er unverblümt, dass sich Bierlein nach seiner Sado-Maso-Affäre wieder einen kirchennahen Spitzenjob unter den Nagel reißen konnte. Wörtlich heißt es in Wenigers Beitrag: „Kann denn jede Einrichtung, die den Namen diakonisch oder evangelisch trägt, einfach ignorieren, was in Bayern geschah oder im Rheinland geschieht – nur weil es verschiedene Landeskirchen und Zuständigkeiten gibt?“

Vor zwei Jahren hatte Karl Heinz Bierlein (verheiratet, drei Kinder) nach langem Hin und Her einen Strafbefehl der Staatsanwaltschaft akzeptiert. Elf Monate Haft auf Bewährung und 10000 Euro Geldstrafe kassierte er für Sado-Maso-Spielchen mit Diakonen, die unter seinen Fittichen standen.

Folterspielchen mit Metallklammern an den Brustwarzen

Während der Monate langen Ermittlungen bediente sich Bierlein zweifelhafter Argumente, um seinen Kopf strafrechtlich aus der Schlinge ziehen zu können. So behauptete er, dass die Übergriffe im Rahmen eines wissenschaftlichen Buchprojekts erfolgt seien. Betroffene Diakone sprachen dagegen von bizarren Folterspielchen mit Metallklammern an den Brustwarzen oder Schlägen mit Gürteln und Stöcken. So sah es auch die Staatsanwaltschaft.

Die Johannes Seniorendienste e.V. (JSD) im Rheinland (Slogan: Partner der Familie) befinden sich unter dem Dach des Diakonischen Werks, der Sozialeinrichtung der evangelischen Kirche. In der Bonner Zentrale legt man Wert auf die Feststellung, dass die JSD ihre Personalentscheidungen eigenverantwortlich treffen. „Mit der Ernennung Bierleins zum Vorstandsvorsitzenden haben wir nichts zu tun“, erklärte der Diakonie-Sprecher.

Einer, der bei der Besetzung des Spitzenjobs ein ganz gewichtiges Wort mitzureden hatte, ist JSD-Präsident Winfried Voigt. Doch der hält seine schützende Hand über Bierlein. Zur AZ sagte er: „Herr Bierlein ist ein ganz ausgezeichneter Fachmann, den ich schon lange kenne. Ich habe an seiner Integrität keinen Zweifel.“

Helmut Reister

Lädt
Anmelden oder registrieren

Zum Login
Zu meinen Themen hinzufügen

Hinzufügen
Sie haben bereits von 15 Themen gewählt

Bearbeiten
Sie verfolgen dieses Thema bereits

Entfernen
Um "Meine AZ" nutzen zu können, müssen Sie der Datenspeicherung zustimmen.

Zustimmen
 
0 Kommentare
Bitte beachten Sie, dass die Kommentarfunktion unserer Artikel nur 72 Stunden nach Veröffentlichung zur Verfügung steht.
Noch keine Kommentare vorhanden.
merken
Nicht mehr merken
X

Sie haben den Inhalt der Merkliste hinzugefügt.