Nach dem Passagier-Aufstand: Noch eine Panne bei Air Berlin

Ein Flug von Malaga musste umkehren. Die Sprecherin hat aber kein Verständnis für die Angst der Gäste.
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130 Flugzeuge sind täglich für die Fluglinie Air Berlin unterwegs und landen auch am Nürnberger Flughafen. Beim Start allerdings traten am Sonntag immense Schwierigkeiten auf.
dpa 130 Flugzeuge sind täglich für die Fluglinie Air Berlin unterwegs und landen auch am Nürnberger Flughafen. Beim Start allerdings traten am Sonntag immense Schwierigkeiten auf.

Ein Flug von Malaga musste umkehren. Die Sprecherin hat aber kein Verständnis für die Angst der Gäste.

NÜRNBERG Es ist alles überhaupt kein Problem: Die „Flieger sind sicher“, die Passagiere „haben überreagiert“. Die Geschichte sei insgesamt „aufgebauscht“, nach der Spanair-Katastrophe sei das ein „psychologischer Effekt“, und Urlauber „reagierten gerne leicht hysterisch“. So hört sich das an, wenn Air Berlin drei Pannen erklärt...

Nach dem Passagier-Aufstand vom Sonntag gibt’s neuen Ärger für die zweitgrößte deutsche Airline: Ein Flieger von Malaga nach Nürnberg musste umdrehen. Der Treibstofffilter war kaputt.

Immerhin eine gute Nachricht nach dem für die Air Berlin-Gäste katastrophalen Sonntag: Die Boeing 737-800 nach Faro, die nach zwei Startversuchen aufgrund massiven Protestes der Passagiere am Boden blieb, war nicht defekt. Air Berlin-Sprecherin Alexandra Müller: „Das war eine Nonsens-Anzeige.“ Sie signalisierte, dass das Landeklappensystem kaputt gewesen sei. In Wirklichkeit aber lag kein Fehler an den Klappen, sondern nur an der Anzeige vor. „Das passiert bei diesen hoch technisierten Geräten der neuen Maschinen immer wieder“, so Müller.

Und das habe man den Passagieren bereits am Sonntag erklärt. Die jedoch haben den Flug etwas anders in Erinnerung. Ein Nürnberger, der wie 171 andere statt um 3.50 Uhr erst um 19 Uhr nach Portugal reisen konnte, zur AZ: „Man ließ uns stundenlang im Unklaren, wie es weitergeht.“ Zwei Startabbrüche hatten die Urlauber da schon hinter sich. Ein drittes Mal wollten sie nicht in die Maschine steigen. Zur Erinnerung: Bei der Spanair-Katastrophe in Madrid wollten die Reisenden nach mehreren missglückten Startversuchen auch das Flugzeug verlassen – sie durften nicht. Der Flieger stürzte ab. 154 Menschen starben.

Warnte der Pilot die Touristen?

Die Passagiere in Nürnberg sammelten deshalb Unterschriften. Für die Air Berlin-Sprecherin eine „Überreaktion“. Doch der Pilot fühlte mit seinen Gästen an Bord: Nach AZ-Informationen riet er davon ab, wieder in die Maschine zu steigen.

Das war am Sonntag nicht der einzige Zwischenfall. Am Nachmittag war eine andere Boeing 737-800 mit 184 Menschen von Malaga nach Nürnberg unterwegs. Der Kapitän drehte nach einer halben Stunde um. Grund: ein defekter Treibstofffilter. „Der Filter musste ausgewechselt werden“, so Müller. „Zu keiner Zeit waren Menschen gefährdet.“ Die Insassen mussten zurück nach Malaga, erreichten Nürnberg erst gestern.

Einen Flugabbruch erlebte auch das Nürnberger Ehepaar Friedrichs. Im Juli flogen sie mit Air Berlin nach Mallorca. Jürgen Friedrich (54) stieg mit Angst in den Flieger, fühlte sich schnell bestätigt: „Plötzlich drehte das Flugzeug um“, erinnert sich Ehefrau Ursula (53). „Der Pilot gab durch, er müsse eine Schleife über den Tower fliegen um zu sehen, ob das Fahrwerk eingefahren ist.“ Doch das konnte nicht eingefahren werden, da ein Mechaniker, so erinnert sich Ursula Friedrich an die Informationen, die sie später erhielt, einen Sicherungsstift vergessen hatte. Ohne Stift ging es schließlich nach Mallorca. „Der Urlaub war verdorben. Wir dachten nur noch an den Heimflug.“

Wieder zuhause teilten die Friedrichs Air Berlin ihr Entsetzen über die „Schlamperei“ schriftlich mit. „Eine Antwort haben wir bis heute nicht bekommen.“ Dass Herr Friedrich nach dem Vorfall in kein Flugzeug mehr steigen wird, hält Alexandra Müller für abwegig: „Das Flugzeug hat doch die geringste Unfallstatistik. Für Laien ist es einfach nicht zu beurteilen, was ein technischer Defekt bedeutet.“ sw

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