Nach dem Marwa-Mord: Eklat um Erlanger Wissenschaftlerin
Im Fall der erstochenen Ägypterin wirft Medienwissen- schaftlerin Sabine Schiffer der Polizei Rassismus vor
ERLANGEN/DRESDEN Im Zusammenhang mit dem Dresdner Prozess um die Ermordung der Ägypterin Marwa El-Sherbini ist nun die Erlanger Medienwissenschaftlerin Sabine Schiffer ins Visier der Justiz geraten. Gegen die Wissenschaftlerin sei ein Strafbefehl des Amtsgerichts Erlangen in Höhe von 6000 Euro (60 Tagessätzen à 100 Euro) wegen übler Nachrede ergangen, teilte ein Gerichtssprecher mit.
Schiffer habe einem Polizisten in einem Rundfunk-Interview zu Unrecht vorgeworfen, er habe den schützend eingreifenden Ehemann der Ägypterin aus rassistischen Gründen angeschossen. Nach Ansicht des Gerichts gibt dafür keinerlei Hinweise.
Vielmehr habe der aus einem benachbarten Gerichtssaal herbeigeeilte Beamte in dem Ehemann lediglich den aktiveren Teil der beiden miteinander ringenden Männer gesehen und deshalb auf diesen und nicht auf den eigentlichen Täter geschossen. „Er hatte das Gefühl, er muss das ganze irgendwie beenden“, sagte der Gerichtssprecher. Bei der Tat vom 1. Juli hatte ein Russlanddeutscher die Ägypterin im Gerichtssaal getötet.
Schiffer, die gegen den Strafbefehl Widerspruch eingelegt hat, weshalb der Fall nun öffentlich verhandelt wird, beruft sich auf das Recht auf freie Meinungsäußerung. Einer Medienwissenschaftlerin und unabhängigen Beobachterin müsse erlaubt sein, sämtliche Beobachtungen und Überlegungen öffentlich zu äußern, die ihrer Meinung nach zur Aufklärung dieser entsetzlichen Tragödie dienlich sein könnten. Urheber unliebsamer Äußerungen dürften nicht mit Beleidigungsklagen eingeschüchtert werden.