Nach AZ-Bericht: Die Profis bitten Club-Fans um Hilfe
Nach der Klatsche gegen Leverkusen stellten die Fans die Unterstützung ein. Nun kommt ein offener Brief der Mannschaft der um Rückhalt bittet: »Glaubt uns, wir brauchen euch«.
NÜRNBERG "...denn sie wissen nicht, was sie tun." Dieses Bibelzitat, mit dem Jesus in grauer Vorzeit seine Peiniger vor Gott entschuldigte, traf auch auf die Club-Profis in den letzten Wochen zu.
Ratlos wirkten Käpt'n Tomas Galasek & Co., wenn sie nach ihren auch für sie "nicht erklärbaren" zwei Gesichtern innerhalb von nur 90 Minuten gefragt wurden. Sie ihre Anhänger immer wieder enttäuschten, die Fans solange quälten, bis diese am letzten Sonntag bei der 1:4-Klatsche in Leverkusen ihre Unterstützung komplett einstellten.
Das hat wohl auch dem letzten Mitwirkenden im Club-Trikot die Augen geöffnet, wie prekär die sportliche Situation beim Pokalsieger nicht erst seit dem 24. Spieltag ist. Und aus Angst, der Boykott könnte sich im von Trainer Thomas von Heesen zum "Abstiegsendspiel" erklärten Kick gegen den VfL Bochum am Samstag fortsetzen, verfasste das Team einen offenen Brief an die restlos bedienten, fast schon resignierenden Fans.
"Eure Enttäuschung verstehen wir nur zu gut", heißt es da unter anderem. Gepaart mit dem Versprechen, "dass wir alles dafür tun werden, um mit Euch am 17. Mai den Klassenerhalt feiern zu können". Denn: "Wenn wir das umsetzen, was unser Trainer Thomas von Heesen von uns fordert und dieses weiter mit uns so erarbeitet, dann werden wir die nötigen Punkte auch holen!"
Was nur mit den Fans als zwölftem, lautstarkem Mann im Rücken gelingen kann. "Aber das schaffen wir nicht alleine, glaubt uns: wir brauchen Euch!"
Spieler mit Herz
Söldner, als "Sch... Millionäre" beschimpfte Profis, denen alles links wie rechts vorbei geht und die Fans schnurzegal sind, hätten den offenen Brief sicherlich nicht unterschrieben. De facto haben alle Leistungsträger unterzeichnet. Auf Initiative von Galasek, der gestern nach seiner Innenbanddehnung wieder ins Training einstieg, und seines Stellvertreters Andy Wolf, denen die von den Vertretern der drei grössten Fan-Gruppierungen (Supporters-Club, Ultras '94 und Fanverband) in der gestrigen AZ-Ausgabe geäußerte Kritik schwer zu schaffen macht.
"Tomas und Andy sind von sich aus zu mir gekommen", Freude sich Manager Martin Bader, als es gestern Mittag plötzlich an seiner Tür im ersten Stock der Geschäftsstelle klopfte. "Das beweist, dass die Mannschaft sich Gedanken macht, sie es nicht zum Bruch mit den Fans kommen lassen will", erklärt der 40-Jährige. "Hätte ich sie zum Rapport bestellen müssen, wäre das bedenklich gewesen."
Die Mannschaft lebt also. Wie lange noch? Am Samstag muss es die einzig versöhnliche Antwort geben. Von den Spielern an die Fans: Sieg oder zumindest kämpfen bis zum Umfallen - sonst bleibt die Fankurve für lange Zeit stumm.
Markus Löser
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