Nach 14 Jahren: Bankräuber in Ketten auf der Anklagebank!
Vom kleinen Bruder verpfiffen: Strengste Sicherheits- vorkehrungen am Nürnberger Landgericht. Der Kronzeuge verspricht sich eine Drogentherapie und Verzicht auf Ausweisung.
NÜRNBERG Die Vergangenheit hat sie eingeholt, Flucht ausgeschlossen – dafür sorgten allein die schweren Fußketten, mit denen Mithat Ö. (46) und Ahmet T. (37) ins Nürnberger Landgericht gebracht wurden.
Nicht nur die Fesseln zeugten von strengsten Sicherheitsvorkehrungen – Prozessbeobachter mussten eine Schleuse passieren, Polizei- und SEK-Beamte waren vor Ort. Der Kronzeuge, Mithats Halbbruder Ali (Name geändert), hatte mehrere Drohbriefe erhalten.
Die Angeklagten bestreiten den Überfall vehement
Vor fast 14 Jahren – am 14. November 1994 – hatten Mithat Ö. und Ahmet T. laut Anklage die Raiffeisenbank in Burgbernheim (Landkreis Neustadt/Aisch – Bad Windsheim) überfallen. Maskiert, bewaffnet und äußerst brutal. Ein Angestellter wurde von T. mit einer Pumpgun niedergeschlagen, die Täter drohten, eine 12-Jährige als Geisel zu nehmen. Ihre Beute: 109.723 Mark und 20 Pfennige. Dazu der BMW des Filialleiters. Dass das Duo nach 14 Jahren dingfest gemacht werden konnte, ist dem Halbbruder Ö’s zu verdanken: Der 34-Jährige Ali Ö. plauderte ausführlich im Zeugenstand.
In ihrem Erscheinungsbild könnten Mithat und Ali trotz gemeinsamen Vaters unterschiedlicher kaum sein: hier Bankräuber Mithat, ein kleiner untersetzter Kerl mit hoher Stirn, da Ali, der wie ein alternder Fußball-Profi in ManU-Trainingsanzug und mit Haarreif in den Verhandlungssaal geführt wurde.
Gemeinsam haben beide gewisse kriminelle Energien: Auch Ali sitzt. In Schwäbisch Hall. Wegen Drogenhandels und zahlreicher anderer Delikte. Vor drei Jahren wurde er im schwäbischen Göppingen geschnappt und packte aus, verpfiff Kumpel Ahmet und den eigenen Bruder! Auch vor Gericht nahm der Türke kein Blatt vor den Mund, verspricht sich davon laut Staatsanwalt Wolfgang Ring eine Drogentherapie und den Verzicht auf eine Ausweisung.
Die Angeklagten bestreiten den Überfall vehement, seien am besagten Tag niemals in Burgbernheim gewesen. Für den Prozess hat Richter Bernhard Germaschewski zunächst zwei weitere Verhandlungstage angesetzt. StW/hr