Mutter von Sarah: „Mir war alles egal“
Sie ließ ihre Tochter Sarah (3) verhungern – „aus Gleichgültigkeit“. Jetzt steht die Mutter Angela R. (27) vor Gericht. Und schweigt.
Nürnberg – Warum musste die kleine Sarah (3) sterben? Diese Frage will seit gestern das Landgericht Nürnberg-Fürth klären. Auf der Anklagebank sitzt die 27 Jahre alte Mutter Angela R. – sie verweigert die Aussage.
Ausgehungert, ungewaschen und verkrüppelt kam die Dreijährige aus Thalmässing im August ins Krankenhaus. Die Ärzte konnten sie nicht mehr retten. Doch warum vernachlässigte die Familie das Mädchen derart? Vergangenen Herbst galt Sarahs Mutter wegen einer schweren Krebserkrankung als nicht verhandlungsfähig. Der Vater war im November zu 13 Jahren Haft wegen Mordes und Misshandlung Schutzbefohlener verurteilt worden.
Die Frau war zuletzt in einem Hospiz untergebracht. Nach erneuten medizinischen Untersuchungen entschied das Gericht, dass eine Verhandlung mit ihr möglich ist. Im Juni soll das Urteil fallen. Auf Krücken betrat die Hausfrau am Montag den Saal. Vom Krebs sichtlich gezeichnet saß sie auf der Anklagebank, reglos verfolgte sie den Prozess. Beim Verlesen der Anklageschrift senkte sie nur einmal kurz den Kopf.
Die Polizisten, die mit dem Fall betraut waren, sagten aus, sie hätten „zu keiner Zeit den Eindruck“ gehabt, dass die Angeklagte nach Sarahs Tod emotional aufgewühlt gewesen sei. Sarahs Zustand erklärte sie so: Sie habe versuchen wollen, das abgemagerte Kind selbst wieder „aufzupäppeln“. Sie habe sich nicht zum Arzt getraut – aus Angst vor dem Jugendamt.
Wegen einer „psychischen Notlage“ sei ihr alles egal gewesen – auch ihr Kind. Sarah wurde „aus Gleichgültigkeit“, so die Staatsanwaltschaft, meist in ihrem Gitterbettchen allein gelassen. Sie habe in ihrer Verzweiflung sogar den Zellstoff der Windeln gegessen. Zum Schluss wog das kleine Mädchen bei einer Größe von 85 Zentimetern nur 8,2 Kilogramm – normalerweise sind Kinder in dem Alter etwa doppelt so schwer.
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