Mutiger Johannes (18): Jetzt wird er als Held gefeiert
Der Abiturient verhinderte beim Amoklauf im Ansbacher Gymnasium Carolinum Schlimmeres
ANSBACH Er war der Held beim Amoklauf im Ansbacher Gymnasium Carolinum: Wäre Johannes Knoblach nicht gewesen, hätte Georg R. vermutlich noch viel mehr angerichtet. Fast drei Monate sind inzwischen vergangen. Für seinen Einsatz wird der Gymnasiast am Freitag von Bayerns Innenminister Joachim Herrmann mit der Medaille „Courage bringt Sicherheit“ ausgezeichnet.
Auf den ersten Blick erinnert heute nichts mehr an den schwersten Tag in der Geschichte des Carolinum. Doch noch immer bebt die Stimme von Schulleiter Franz Stark, als er die steinernen Stufen in den dritten Stock des Gebäudes hinaufsteigt. Leise sagt er: „Die Polizisten sind der Blutspur gefolgt – so wussten sie, wohin sie müssen.“ Es ist die Treppe, die auch Amokläufer Georg R. am 17. September hinaufrannte – mit dem Ziel, möglichst viele seiner Mitschüler zu töten.
Wahllos warf der Abiturient Molotowcocktails in zwei Klassenzimmer und wartete, bis unter den Neunt- und Zehntklässlern Panik ausbrach. Auf dem Flur, schlug er brutal mit einer Axt auf seine flüchtenden Schulkameraden ein. Ein Mädchen traf er am Kopf, sie schwebte stundenlang in Lebensgefahr. Weitere acht Schüler und eine erst wenige Tage an der Schule eingesetzte Lehrerin verletzte er schwer.
„Mit der Tat hat das Carolinum seine Unschuld verloren“, sagt Schulleiter Stark rückblickend. Auch wenn heute wieder Kinderlachen durch die langen Flure halle – das Sicherheitsgefühl der Schüler sei durch den Amoklauf schwer erschüttert worden. „Wir arbeiten noch daran, den Kindern die größtmögliche Sicherheit zu geben. Aber wir wissen auch: Eine vollkommene Sicherheit gibt es nicht.“
Der Jungfeuerwehrler ist auch ein begeisterter Schauspieler
Doch auch drei Monate nach der Tat suchen noch immer einige der mehr als 700 Schüler des sprachlich-musischen Gymnasiums regelmäßig das Gespräch mit den Psychologen. Vor allem jüngere Schüler hätten noch Probleme damit, in den dritten Stock hinauf zu gehen.
Mit großer Sorge blickt das 50-köpfige Lehrerkollegium allerdings auf den noch ausstehenden Strafprozess gegen Georg R.: „Wir schauen dem Prozess mit äußerst unguten Gefühlen entgegen, weil hier dann alles wieder hochkommt“, schildert Stark die Gefühle der Lehrer. Die Verhandlung werde von vielen Schülern als bedrohlich empfunden. „Ich hoffe nur, dass der Prozess nicht auf Mai und damit in die Zeit der Abiturprüfungen fällt“, sagt der 61-Jährige und senkt dabei seinen Kopf.
Dann wird auch Johannes Knoblach sein Abitur machen. Auch wenn der Jungfeuerwehrler und begeisterte Laienschauspieler nach dem Amoklauf über sein Handeln sagte, das sei „nur eine kleinere Sache“ gewesen, macht ihm der Vorfall noch schwer zu schaffen: „Immer, wenn er damit konfrontiert wird“, erzählt sein Vater, „verfolgt ihn das in seinen Träumen.“ Ira Kugel/au
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