Mut machen als Maxime

NÜRNBERG - Das Duo Rosenstolz hat ein neues Album veröffentlicht und kommt nach Nürnberg
Ihr letztes Album knackte trotz Musikabsatz-Krise die Millionen-Marke. Mit ihrem neuen Werk, „Die Suche geht weiter“, setzen Rosenstolz, AnNa R. und Peter Plate, ihr Erfolgsrezept fort. Kammermusikalischer Pop, der emotionalisiert und, wie die beiden Bühnenprotagonisten behaupten, trotz des großen Erfolges polarisiert. Die Tour zum Album führt das Duo ab November durch die großen Hallen der Republik und im Januar auch nach Nürnberg.
AZ: Früher kaufte man bei Lebenskrisen Psycho-Ratgeber. Heute greift man zu Rosenstolz-CDs. Sind Sie in Wahrheit Musiktherapeuten?
PETER PLATE: Jeder Musiker ist für ein Teil seines Publikums Therapeut. Ich bekomme natürlich mit, dass unsere Musik für manche Leute therapeutischen Charakter hat. Als solche intendiert ist sie aber nur insofern, dass sie Mut machen soll. Wenn ich eine Krise habe, lege ich mir keine Rosenstolz-Platte auf.
Ist Emotionalisieren und Mutmachen Ihre Arbeitsmaxime?
ANNA R: Es ist eher eine Lebensmaxime. Emotional sind wir beide. Und Mut machen muss man sich schließlich ab und zu immer wieder selbst.
Auch als Multimillionär?
ANNA R: Wir sind keine Multimillionäre.
Nach einer Million verkaufter „Das Große Leben“-Alben immer noch nicht?
ANNA R: Der Erlös der Million verkaufter Alben geht ja nicht direkt en Bloc aufs Konto. Aber wir müssen ja auch nicht über Geld reden.
Geld macht vieles einfacher.
ANNA R: Na klar! Und deswegen sind Millionäre und Milliardäre alle furchtbar glücklich und emotional total stabil? Was hat Geld mit einem ausgewogenen Seelenleben zu tun?
PETER PLATE: Ich kann als Zwischenstand mitteilen, dass weder Geld noch Ruhm glücklich macht. Ich bin leider nicht glücklicher als vor zehn Jahren. Geld zu haben ist seltsam, weil man daraus praktisch keine Energie ziehen kann. Weder AnNa noch ich besitzen Yachten und Häuser am Mittelmeer.
Dafür aber ein schönes Photoshop-Programm, mit dem Sie Ihre Porträts fürs neue Cover bearbeitet haben. Macht Ihnen die Vergänglichkeit zu schaffen?
ANNA R: Wenn wir 80 sind, soll man unsere Falten natürlich schon sehen können. Aber mit knapp 40 und im Kontext des Pop, finde ich das legitim. Selbst Bundeskanzlerin Angela Merkel ließ sich für den letzten Wahlkampf photoshoppen.
„Die Suche geht weiter" mutet nach „Herz" und „Das Große Leben" wie Teil3 einer-Trilogie an. Was kommt denn danach?
PETER PLATE: Es ist schön, dass Sie das sagen, denn ich empfinde das neue Album nämlich genauso. Für mich gibt es zwei Rosenstolz-Phasen. Die erste Phase war mit „Macht Liebe" beendet, die zweite begann mit „Herz". Damals hatte uns die Plattenfirma schon abgeschrieben, weil man dachte, dass wir unseren Zenith längst überschritten hatten. Tatsächlich ging es danach noch viel weiter. Ob nach dem neuen Album eine dritte Karriere-Phase anfängt, kann ich Ihnen im nächsten September sagen.
ANNA R: Douglas Adams hat seine Trilogie „Per Anhalter durch die Galaxis" auch auf fünf Bände ausgeweitet. Insofern ist mit Trilogien alles möglich.
Interview: Michael Loesl
Rosenstolz ist am 18. Januar in der Nürnberger Arena