Musik aus Schmutz und Holz

Sänger und Songwriter Max Herre spricht vor seinem Erlanger Konzert über Träume – und warum seine Musik nicht kitschig ist
von  Abendzeitung
„Ich bin Realist und Träumer“, sagt der Sänger und Songwriter Max Herre über sich selbst – und weist jeden Kitsch von sich.
„Ich bin Realist und Träumer“, sagt der Sänger und Songwriter Max Herre über sich selbst – und weist jeden Kitsch von sich. © Label/Nesola

NÜRNBERG - Sänger und Songwriter Max Herre spricht vor seinem Erlanger Konzert über Träume – und warum seine Musik nicht kitschig ist

Der Mann hat sich selbst gefunden: Max Herre, einst Frontmann vom Stuttgarter HipHop-Kollektiv Freundeskreis, textet und singt sich mit seinem zweiten Soloalbum (das erste erschien 2004) „Ein Geschenkter Tag“ konsequent weiter in Richtung Singer/Songwriter. Folkig, jazzig soulig und mit den höchsten Gut des Pop, Authentizität, ausgestattet, reduziert er seine Songs auf Stimme und Stimmung. Dass diese poetische Musik auch live funktioniert, will der Sänger am 18. Mai in Erlangen beweisen. Die AZ sprach vorher mit Max Herre über sein Träume.

AZ: Herr Herre, sind Sie nun Träumer oder Realist?

MAX HERRE: Ich glaube, ich bin schon Realist. Aber ich sehe da keinen Widerspruch, dass man gleichzeitig auch ein Träumer sein kann. Ich habe einen unverstellten Blick auf die Welt, aber auch einen hoffnungsvollen. Und ich fange zu träumen an, wenn ich an die Zukunft denke. Ich will da nicht wählen.

Und wovon träumen Sie?

Ich habe ganz unterschiedliche Träume. Aber einer dieser Träume ist auf jeden Fall, dass ich den Beruf, den ich mache und der mir und meiner Familie eine Auskommen gibt, noch viele Jahre machen kann. Aber meine Träume sind variabel, sozusagen bewegliche Ziele.

Die Musik auf Ihrem aktuellen Album ist sehr sanft und soulig. Sind Sie denn so: sanft?

Bestimmte Lebensabschnitte holen gewisse Gefühle hoch. Ich war etwas introvertierter, etwas reflektierter in letzter Zeit. Daher dieser nachdenkliche, ruhige Ton.

Sind Ihre Konzerte und künftige Platten dann auch eher weltabgewandt?

Nein, das heißt nicht, dass ich die nächsten Jahre Platten in diesem Duktus machen werde – und auch nicht die Konzerte. Und weltabgewandt, hmm. Ich denke, ich setze mich mit meiner eigenen Lebenssituation auseinander – was ich aber schreibe, hat auch Allgemeingültigkeit. Ich hoffe, dass meine Songs genug bieten, damit sich andere Menschen darin wieder finden.

Sie haben aber auch schon aggressivere Musik gemacht.

Ja, aber aggressive Battle-Rap-Geschichten liegen Welten von der aktuellen Platte entfernt. Da gibt es schon einen Bruch. Gleichzeitig mag ich es aber auch rau und schmutzig. Für mich sind das Schmutzige und das Holzige etwas, was eine schöne Komposition unterstreicht.

Weil man sonst in den Kitsch abdriftet?

Ja. Nur weiche und warme Kompositionen – das wird zu kitschig. Ich hoffe mir ist es gelungen, das zu vermeiden. Das ist ein schmaler Grat, auf dem ich mich da bewege. Es ist nämlich eine hohe Kunst, schöne Musik zu machen, ohne triefig zu sein. Ich glaube, man erreicht das durch das Raue. Man muss die Instrumente pur erleben, und darf auch mal ’nen knarzigen Ton hören. Interview: M. Mai

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