Multi-Kulti Kinovergnügen

Das Filmfestival Türkei/Deutschland zeigt bis 27. März Doku- und Spielfilme aus beiden Ländern. Geprägt wird es heuer von Fatih Akin
Peter Budig |
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NÜRNBERG Vor fünfzig Jahren reisten die ersten türkischen Gastarbeiter nach Deutschland: Meist kamen die Männer erstmal allein. Schwarzhaarig, schnauzbärtig, mit vielen Taschen. Und im August fuhren sie „alle” gleichzeitig mit ihren inzwischen nachgekommenen Familienmitgliedern für vier Wochen über den „Autoput” durch Jugoslawien in die Ferien – die Autos überladen mit Geschenken. Da sind wir schon inmitten der Bilder und Geschichten, wie sie uns das Filmfestival Türkei/Deutschland, das größte seiner Art in Deutschland, seit 1992 beschert.

Als das Festival gerade das Laufen lernte, 1996, holte sich ein junger Kerl seinen ersten Filmpreis ab. Dieser Fatih Akin wird das Festival 2011 als Ehrengast prägen. Zu besichtigen sind fürs breite Publikum – und dies ist ein Fest mit vielen Angeboten für alle – „Fatihs Filmperlen”. Nicht etwa ein „Best of Akin” ist gemeint, das gibt es außerdem, sondern Filme seiner Vor- und Leitbilder Martin Scorsese und Elia Kazan. Nach der Scorsese-Aufführung von „Wie ein wilder Stier” (18. März, Festsaal des Kunsthauses K4, 19.30 Uhr) stellt sich Akin der Diskussion.

18 Spiel- und Dokufilme

Akins große Erfolge – von „Solino” bis „Soul Kitchen” – kommen ebenso zur Aufführung wie ein Akin-Kurzfilm-Spezial, im Paket mit einer Filmreportage seiner Frau Monique (19. März, Komm Kino, ab 18.15), die dem Meister bei der Arbeit über die Schulter gesehen hat. Ein vertrauter Gast, nicht allein für Akin Fans, ist der Großschauspieler Tuncel Kurtiz, eine Art türkischer Armin Mueller-Stahl. Wir kennen ihn als verschmitzt-trunksüchtigen Rentner in Akins grandiosen Episodenfilm „Auf der anderen Seite” (19./23. März, 20.15/20.30 Uhr KommKino) – bei „E5 – Die Gastarbeiterstraße” (1978) hat er Regie geführt. Diese Dokuperle ist am Sonntag (20. März, 19 Uhr, Festsaal) zu sehen, anschließend stellt Kurtiz sich dem Gespräch. Wer ihn lieber als Mime sehen will, schaut sich die Kneipengeschichte „Schwarz Weiß” an (19./20. März, 21 Uhr, Festsaal/KommKino), die in der Festivalreihe „Filmlandschaften” läuft. Und dies ist nur einer von 18 Spiel- und Dokufilmen, zwölf türkische, sechs deutsche Produktionen, die das Herz des Festivals zum Jauchzen bringen. Auch die Doku-Collage (ausgezeichnet mit dem Menschenrechtspreis 2010) „The Green Wave” gehört dazu.

Wettbewerbe sorgen für Spannung

Zwei Wettbewerbe – bester Spielfilm, bester Kurzfilm – sorgen für Spannung bei den Zuschauern. Der Deutsche Johannes Naber tritt hier an, zeigt seinen spannenden Erstling „Der Albaner” (23./24. März, 11.15/18.30 Uhr, Filmhauskino/Festsaal), auch er wird anwesend sein (23. März). Gegen diesen Gangsterfilm will sich Ex-Kommissar Krishan Mittich durchsetzen in einem spannen Psychothriller „Das letzte Schweigen” (24./26. März, 21.15/17 Uhr, Filmhauskino) – und das sind nur zwei von zehn Filmen im Wettbewerb. Zu den Filmtagen gehören traditionell die großen Themengespräche. Max Frischs Sprichwort gewordenes Bonmot „Wir haben Gastarbeiter gerufen, aber es kamen Menschen” ist Leitsatz der Podiumsdiskussion über 50 Jahre Migration (21. März, 18 Uhr, Künstlerhaus).

Bis Sonntag (27. März) dauern diese vielversprechenden Filmtage – am Schlusstag werden die Preise vergeben. Der Vorverkauf hat begonnen. Karten gibt es im K4 und im Cinecittà. Peter Budig

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