Münchens OB Reiter: Reissls Rücktritt hat mich getroffen

München (dpa/lby) - Der Parteiaustritt des bisherigen SPD-Fraktionschef im Münchner Stadtrat, Alexander Reissl, hat Oberbürgermeister Dieter Reiter nach eigenen Worten getroffen. "Dass er aus der Partei austritt, hätte ich für unmöglich gehalten - nach 45 Jahren", sagte der SPD-Politiker der Münchner "tz" (Samstag). "Und dass er direkt zur CSU geht, ist schon überraschend." Getroffen habe ihn Reissls Entscheidung, weil er ihn persönlich lange kenne, sagte Reiter.
Gleichzeitig unterstrich Münchens OB, dass sich durch die Personalie nichts an der Arbeit im Stadtrat ändern werde. Er teile auch nicht Reissls Kritik an Entscheidungen des Gremiums. Zum Vorwurf Reissls, dass die Münchner SPD in der Verkehrspolitik den Grünen hinterherhechele, sagte Reiter: "Ehrlich gesagt halte ich das für einen ausgemachten Schmarrn." Entscheidend sei nicht, wer als erster Ideen hat, sondern wer diese Ideen auch umsetze.
Knapp ein halbes Jahr vor den Kommunalwahlen hatte Reissl zu Wochenbeginn überraschend angekündigt, sein Amt als Fraktionsvorsitzender der SPD im Stadtrat niederzulegen und als parteiloses Mitglied zur CSU zu wechseln. Er begründete seine Entscheidung unter anderem mit Frust über den Niedergang der Sozialdemokraten, auch bundesweit. In München war er vor allem mit dem Vorgehen der Münchner SPD bei der Wohnungs- und der Verkehrspolitik unzufrieden.
Der frühere Kultusminister und jetzige CSU-Bezirksvorsitzende Ludwig Spaenle versprach Reissl bei den Kommunalwahlen am 15. März 2020 einen aussichtsreichen Listenplatz bei der CSU.