Münchens OB kritisiert Nockherberg-Planung wegen Coronavirus

München (dpa/lby) - Münchens Oberbürgermeister Dieter Reiter (SPD) hat sich irritiert gezeigt über die Diskussion um eine mögliche Absage der Nockherberg-Aufführung wegen des Coronavirus. "Wie ich erfahren habe, soll die Vorprobe und die Generalprobe für die Aufführung des Singspiels am Nockherberg wie geplant stattfinden, und zwar jeweils vor Publikum", sagte Reiter am Samstag laut einer Mitteilung der Stadt München.
Wenn aber gleichzeitig seitens des Freistaats den geladenen Gästen, darunter Politikern, dringend empfohlen werde, nicht teilzunehmen, verstehe er nicht, wieso die Proben jeweils vor Publikum stattfinden sollen. "Diese Differenzierung finde ich weder aus gesundheitlichen Erwägungen logisch, noch politisch in irgendeiner Weise akzeptabel." Wenn die Proben vor Publikum nicht abgesagt würden, gehe er davon aus, dass auch das Politiker-Derblecken in Anwesenheit der Betroffenen stattfinden wird. "Ich jedenfalls werde eine Unterscheidung zwischen "normalem" Publikum und Politikerinnen und Politikern nicht mittragen", sagte Reiter.
Ein Sprecher des bayerischen Gesundheitsministeriums wies darauf hin, dass sich die Empfehlung des Coronavirus-Krisenstabs für eine Absage des Starkbieranstichs nicht nur an Politiker richte. "Der Krisenstab ist der Ansicht, dass die geplante Nockherberg-Veranstaltung zahlreiche Coronavirus-Infektionsrisiken beinhaltet. Deshalb ist es ein Gebot der Vernunft, dass der Starkbieranstich von den Veranstaltern abgesagt oder verschoben wird." Und der Sprecher betonte: "Öffentliche Proben mit Publikum sollte es natürlich ebenfalls nicht geben."
Am Vortag hatte der Chef der veranstaltenden Paulaner-Brauerei, Andreas Steinfatt, gesagt, dass das beliebte Politiker-Derblecken nicht wie geplant stattfinden werde. Steinfatt hatte auch angekündigt, er werde sich dafür einsetzen, dass es eine alternative Lösung geben werde, damit die Arbeit der Beteiligten nicht umsonst gewesen sei.
Der Starkbieranstich auf dem Nockherberg mit satirischer Bußpredigt und anschließendem Singspiel vor Bayerns politischer Prominenz ist für viele im Freistaat ein Höhepunkt im Jahr. Auf bayerisch-deftige Weise werden die Politiker durch den Kakao gezogen und auf ihre Schwächen hingewiesen.
Gesundheitsministerin Melanie Huml (CSU) hatte die Empfehlung des Coronavirus-Krisenstabs für eine Absage des Starkbieranstichs am Vortag verteidigt. "Der Schutz der Bevölkerung hat für uns oberste Priorität."