München: Ein zweites Leben mit neuen Armen

MÜNCHEN/MEMMINGEN - Ein Jahr nach der spektakulären Transplantation durch Münchner Ärzte kann der Milchbauer Karl Merk wieder beide Arme bewegen – ein Maishäcksler hatte sie ihm abgerissen
Erst kribbelte es. Dann konnte Karl Merk (55) einen Arm heben, danach den zweiten. Er konnte Türen öffnen, Lichtschalter drücken. Einfache Dinge, die für jeden selbstverständlich sind – für den Milchbauern aus dem Allgäu sind sie ein Wunder. Vor sieben Jahren riss ihm sein Maishäcksler beide Arme über den Ellenbogen ab. Vor fast einem Jahr nähten ihm Münchner Ärzte neue an – sie stammten von einem toten Spender.
Am 26.Juli 2008 wachte Karl Merk im Klinikum rechts der Isar aus der Narkose auf. „Ich war überwältigt, als ich gesehen habe, dass ich wieder beide Arme hab’. Dieses Gefühl kann man gar nicht beschreiben.“
2002 war es passiert: „Der Maishäcksler war kaputt“, erinnert er sich an den regnerischen Tag auf seinem Hof in der Nähe von Memmingen. „Ich habe den Fehler gesucht, bin ausgerutscht und mit dem Arm in die Walze geraten.“ Der Häcksler zerfetzte sein Fleisch und seine Knochen, Karl Merk versuchte, sich mit dem anderen Arm zu befreien – da zog es auch den in die Maschine. „In fünf Sekunden war alles vorbei.“
15 Stunden OP, jahrelange Vorbereitung und 40 Ärzte
Dem kurzen Unglück folgte ein jahrelanges Martyrium: Sechs Jahre experimentierte Karl Merk mit Prothesen, die ihm aber alle nicht passten. Eines Abends sah er einen Münchner Transplantationsexperten im Fernsehen. Er rief sofort an.
Merks Fall war eine Herausforderung: Die Ärzte bereiteten sich Jahre auf die Operation vor. Der Eingriff selbst dauerte 15 Stunden – ein Marathon, an dem 40 Ärzte teilnahmen. Die einen nahmen dem Hirntoten die Arme ab, während die anderen Karl Merks Körper auf das fremde Gewebe vorbereiteten.
Nach der OP bekam der Allgäuer Artzney, damit sein Körper die neuen Arme nicht abstößt – gleichzeitig absolvierte er ein tägliches Fitnessprogramm. Seine Arme steckten kurz nach der Operation noch „in einem Gestell aus Bändern, Ketten und Verbänden, weil seine Muskeln noch zu schwach sind“, berichtete damals die AZ. Doch es ging ihm gut: Sein Körper nahm die neuen Arme und die Artzney gut an, die Schwestern blätterten ihm sogar die Zeitung um. Trotzdem wollte Karl Merk so schnell es ging zurück zu seiner Familie.
Jetzt kommt Karl Merk täglich besser mit seinen Armen zurecht. Er kann sie immer besser bewegen, laut den Ärzten macht er große Fortschritte. Ein neues Leben – mit den Armen eines Toten.
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