Müllers Mädels meisterlich!

34:32-Sieg in Leipzig, aber der Trainer warnt: „Chancen stehen 50:50“.
LEIPZIG Eine Hand haben sie bereits am Meister-Pott, die famosen FCN-Handballerinas. Mit einem 34:32-Sieg im Final-Hinspiel bei Erzrivale HC Leipzig stellten Müllers fantastische Mädchen am Samstag die Weichen für eine erfolgreiche Titelverteidigung. Der Erfolg hätte durchaus höher ausfallen können. Auch dank der rund 150 mitgereisten Fans, darunter etwa 50 stimmgewaltige Club-Ultras, die gegen 3300 HCL-Sympathisanten ebenfalls klarer Punktsieger blieben.
Freilich waren auf dem Parkett und auf den Tribünen Nerven wie Stahlseile gefragt – und die hatten die Müllers Girls. „Vorher war Leipzig haushoher Favorit“, strahlte Trainer Herbert Müller und rechnet vor: „Im Handball kann innerhalb von zwei Minuten ein Spiel völlig kippen. Wir werden nicht übermütig ins Rückspiel gehen. Aber unsere Chancen haben sich auf 50:50 verbessert.“
Dabei hatten seine Schützlinge einen herben Rückschlag vor dem ersten Final-Akt zu verkraften. Den Abzug von vier Punkten für die neue Saison wegen verspätet eingereichter Lizenzunterlagen. Zudem hatte sich Stammtorhüterin Maja Gubova an der Schulter verletzt, saß in Leipzig nur als „Mutmacher“ auf der Bank.
Die Last, den bärenstarken Angriff des HCL zur Verzweiflung zu treiben, lag somit auf der Ex-Leipzigerin Jana Krause. Leichenblass erschien die 1,88 Meter Nationaltorhüterin zum Aufwärmen – und fing fast keinen Ball. Egal. Im Spiel wuchs Jana über sich hinaus. „Sensationell“, strahlte sie nach dem Abpfiff. Und auch Müller – nicht weniger schweißgebadet als seine Spielerinnen - frohlockte: „Ich bin total stolz, wir haben verdient gewonnen.“ Gegen die „Pokal-Diebe“, die im Finale vor drei Wochen ihren Triumph (33:28) mit einer ordentlichen Portion Häme direkt vor der Club-Bank gefeiert hatten.
„Ich habe nicht an Riesa gedacht“, behauptet Rückraum-Ass Christina Rohde. Wirklich? Schließlich war die Partie am Samstag fast eine Kopie des Pokalfinales. Aber eben nur fast. Die Club-Girls führten – wie in Riesa – klar zur Pause (18:14), bauten den Gegner aber im zweiten Akt erneut durch technische Fehler wieder auf.
„Wir haben Leipzig geradezu eingeladen“, ärgerte sich Trainer Müller über die Schwächephase. Acht Minuten lief bei seiner Abteilung Attacke gar nichts. Auch, weil Leipzigs herausragende Torfrau Therese Bengtson drei Siebenmeter (zweimal Ania Rösler, Miriam Simakova) parierte. Der Vorsprung schmolz, plötzlich führte Leipzig sogar 24:22.
Doch es folgte die passende Antwort: Vollgas und 100 Prozent Kampfgeist gegen zunehmend abbauende Gastgeberinnen. „Wir haben uns da selbst rausgezogen“, bilanzierte Müller erleichtert. Torfrau Krause: „Auch wir waren platt, aber wir wollten den Sieg unbedingt.“ Das ist auch die Marschroute für das Rückspiel nächsten Sonntag (16 Uhr, BBZ). Müller warnt jedoch: „Zwei Tore Vorsprung sind kein allzu dickes Polster“. Aber eines, das Leipzig erst aufholen muss.
M. Kolonic