Mückenplage in Bayern: So leiden Tourismus und Gastronomie darunter

"Überall steht was rum", sagt Stefan Alexander Kopfmüller-Busch vom Gasthof zur Post in Herrsching am Ammersee. Mit "was" meint der Gastronom Mückenspray – die derzeit wohl gefragteste Flüssigkeit der bayerischen Wirte in Seenähe. Mit den Mücken sei es dieses Jahr schon schlimmer als sonst, sagt er. Schuld ist das Hochwasser, das ganze Mückenschwärme hervorbrachte.
Deswegen hat Kopfmüller-Busch nicht nur mit Mückenspray vorgesorgt: Auch Salben gegen Mückenstiche hat er für seine Gäste aus der Apotheke besorgt. Viele kämen vom Wandern und könnten sich so erst mal eincremen, bevor es in den Biergarten geht. Denn draußen sitzen wollen sie trotzdem, sagt Kopfmüller-Busch.

"Muss man halt eine Maß mehr trinken, dann hält man es schon aus"
300 Leute passen in den Biergarten, ins Außenrestaurant am See noch einmal um die 100. Früher heimgehen würden die Leute wegen der Blutsauger nicht. "Die Gäste ziehen tapfer durch." Und wenn dann doch mal zu viele Mücken herumschwirren, "muss man halt eine Maß mehr trinken, dann hält man es schon aus".
Der Gasthof zur Post in Herrsching ist kein Einzelfall. Jedoch seien nicht alle Restaurants in Seenähe von Mücken befallen, sagt Werner Schmid, Geschäftsführer der Regionalagentur gwt Starnberg, die Touristeninformationen am Starnberger See und am Ammersee betreibt.
Die Blutsauger würden eher punktuell auftreten – wahrscheinlich dort, wo die Larven abgelegt wurden, vermutet er. Die Flecken, die kein Brutgebiet waren, blieben verschont.
Die Touristeninformation habe schon mehrere Anrufe erhalten von Urlaubern, die sich nach der Lage vor Ort erkundigten. Die Reise abgesagt habe aber noch niemand. Es wäre schon tragisch, wenn die Gastronomie jetzt unter den Mücken leide, meint er. In ein, zwei Wochen könne alles schon wieder anders sein. Denn die Mücken würden ja nicht allzu lange überleben.
Mit Ventilatoren und Weihrauch gegen die Mückenplage
Manche freuen sich sogar über die Blutsauger: Das sei doch ein schönes Ereignis und zeige die Artenvielfalt, sagt Gonnie van Zantvoort vom Campingplatz Utting am Ammersee. Es seien vielleicht ein paar mehr da als sonst, aber "man wird nicht aufgegessen von den Mücken". An der Rezeption hätten sie mittlerweile Ventilatoren eingeschaltet, die Luftbewegung würde die Mücken verscheuchen. Und im Restaurant stehe unter den Tischen Weihrauch – der vertreibe sie.
Auch am Chiemsee sind mehr Mücken unterwegs als sonst, aber ebenfalls nur punktuell, sagt Corinna Raab, Marketingleitung von Chiemsee-Alpenland Tourismus. Die betroffenen Gastronomen hätten Mückenspray bereitgestellt. "Wir hoffen natürlich, dass wir die Touristen mit unserer schönen Region trotzdem begeistern können."
Mückenplage: Campingplatzbesucher flüchteten bereits nach zwei Tagen
Ein Ort, den es am Chiemsee besonders getroffen hat, ist der Campingplatz Lambach. Gäste, die ihren Aufenthalt für 14 Tage gebucht hätten, seien nach zwei Tagen schon geflüchtet, sagt ein Mitarbeiter, der namentlich nicht genannt werden möchte. Viele würden ihren Urlaub auch schon vor der Anreise stornieren. 20 bis 25 Prozent weniger Gäste als sonst um diese Zeit seien derzeit da.