Motiv, Ablauf, Täter: Neue Informationen zum tödlichen Angriff bei Neuschwanstein

Mord am Märchenschloss Neuschwanstein: Die Tote und ihre Freundin haben in München gewohnt, der Verdächtige wird vorerst nicht in die USA ausgeliefert.
von  Niclas Vaccalluzzo, dpa
Polizisten und Passantenstehen an der Marienbrücke bei Schloss Neuschwanstein vor einerAbsperrung.
Polizisten und Passantenstehen an der Marienbrücke bei Schloss Neuschwanstein vor einerAbsperrung. © Benedikt Siegert / dpa

Schwangau - Eva L. (21) ist tot, ihre Freundin Kelsey C. (22) verletzt. Und ein 30-jähriger US-Amerikaner sitzt in Untersuchungshaft. Eine Tat, die für Entsetzen sorgt – und viele Fragen aufwirft, auch wenn vor Ort, am Schloss Neuschwanstein, nichts mehr an das grausame Geschehen erinnert.

Was bekannt ist: Auf einem Wanderweg östlich der Marienbrücke treffen am Mittwochnachmittag die beiden Studentinnen aus Illinois zufällig den Verdächtigen, wie der Sprecher der zuständigen Staatsanwaltschaft, Thomas Hörmann, berichtet. Unter einem Vorwand lotst der 30-Jährige die US-Amerikanerinnen demnach einen schwer einsehbaren Trampelpfad in Richtung Tegelberg entlang. Der Weg führt zu einem Aussichtspunkt mit Blick auf das märchenhafte Schloss. Doch statt einer traumhaften Kulisse erwartet die jungen Frauen ein Sturz viele Meter in die Tiefe.

Nach Angriff bei Schloss Neuschwanstein: Frauen stürzen 50 Meter in die Tiefe

Der Verdächtige soll Eva L. angegriffen haben. Als ihr Kelsey C. zu Hilfe eilt, soll der Mann diese gewürgt und dann in die Schlucht gestürzt haben. Auch Eva L. soll er den Abhang hinabgestoßen haben. 50 Meter fallen die Frauen in die Pöllatschlucht.

Eva L. wird so schwer verletzt, dass sie später im Krankenhaus stirbt. Nach Angaben der Polizei wurde ihre Leiche obduziert, Ergebnisse geben die Ermittler aber am Freitag noch nicht bekannt. Ihre Freundin erleidet Prellungen und eine Platzwunde am Kopf.

Hier wird der Angreifer von der Polizei abgeführt.
Hier wird der Angreifer von der Polizei abgeführt. © Eric Abneri/Twitter

Nach AZ-Informationen haben die beiden Frauen in einem Hotel an der Theresienwiese in München übernachtet und am Dienstag in das Hotel eingecheckt. Sie kamen aus dem US-Bundesstaat Illinois. Laut "RTL" haben die beiden den Mann, der in einem Hotel in Oberstdorf gewohnt haben soll, nicht gekannt. Die Freundinnen hätten sich zu zweit auf den Weg zum Schloss gemacht.

Polizei zur Attacke bei Neuschwanstein: Motiv noch unklar, Verdacht auf Sexualdelikt

Mittlerweile ist auch ein Video von der Festnahme des Verdächtigen im Netz aufgetaucht – darauf zu sehen ist, wie der Amerikaner von der Polizei in der Nähe des Tatortes abgeführt wird. Der Verfasser des Videos sagte der Nachrichtenagentur AP, der Mann hätte mehrere Kratzer im Gesicht gehabt.

Zum Motiv will sich der Sprecher des Polizeipräsidiums Schwaben Süd/West, Holger Stabik, nicht festlegen. Das müssten die weiteren Ermittlungen ergeben. Die Beamten vermuten, dass ein Sexualdelikt Auslöser der Attacke gewesen sein könnte. Belastbare Angaben gibt es dazu aber noch nicht.

Der Beschuldigte sitzt jedenfalls wegen Mordverdachts und des Verdachts auf versuchten Mord in Untersuchungshaft. Er habe sich vor dem Ermittlungsrichter geäußert, sagt Thomas Hörmann Pressesprecher der Staatsanwaltschaft Kempten. Zum Inhalt der Aussage machte er keine Angaben.

Wer war der Täter von Neuschwanstein? Polizei hält sich bedeckt

Auch sonst halten sich die Ermittler bedeckt. Außer, dass es sich um einen US-Touristen handelt, sagen sie nichts über den Verdächtigen. Laut Polizei war er im Juni eingereist. Unklar ist auch, ob er alleine unterwegs war und ob es eine Vorgeschichte gibt. Eine Auslieferung des Mannes in die USA kommt nach Angaben der Staatsanwaltschaft zurzeit nicht in Betracht.

Die Öffentlichkeit soll nun bei der Aufklärung helfen. Die Ermittler rufen alle Menschen auf, die am Tattag in der Nähe waren, Fotos und Videos auf einem speziell eingerichteten Portal hochzuladen. Selbst wenn der Tatverdächtige und die beiden Opfer nur zufällig darauf zu sehen seien, könnte das Erkenntnisse bringen.

merken
Nicht mehr merken
X

Sie haben den Inhalt der Merkliste hinzugefügt.