Mordfall Jessica: War es ihre Freundin Denise (27)?
Eine Nachbarin soll die Erlangerin erstochen haben – Denise' Mutter aber glaubt fest an die Unschuld ihrer Tochter.
ERLANGEN Johann-Kalb-Straße 3 in Erlangen: Vor der Tür liegen Bären, Blumen, Gedichte, sie erinnern an Jessica Pankey (26). Die wurde hier in ihrer Wohnung am 25. Juni erstochen. Nur eine Haustür weiter postierte sich am Mittwoch das Sondereinsatzkommando. Die Spezialisten warteten auf die ahnungslose Denise R. (27). Die Nachbarin, Freundin aus Jugendtagen und dreifache Mutter soll die Mörderin von Jessica Pankey sein.
Die Fahnder greifen zu, Denise R. kommt in U-Haft. Ein Erfolg für die Polizei – doch Details, warum Denise R. ihre Freundin ermordet haben soll, verrät die Justiz nicht.
Der Fall erschütterte Erlangen: In ihrer Küche wurde Jessica getötet, dem Täter war es egal, dass eins ihrer zwei kleinen Kinder in der Wohnung schlief. Die Soko klärte 330 Spuren ab, vernahm 400 Menschen, schaltete einen Profiler ein, lobte 10000 Euro Belohnung aus – und verhaftete jetzt die beste Freundin.
Karin D., Denise R.s Mutter, ist verzweifelt. „Die Polizei wirft meiner Tochter vor, sie habe eine Scheckkarte der Pankeys geklaut und Geld abgehoben.“ Die Rede ist von 7000 Euro. Doch, so Karin D., die Karte habe Denise Monate vor dem Mord zurückgegeben.
„Sie war völlig aufgelöst und schrie nur, ich solle rüber und helfen"
Karin D. hat große Teile jenes schicksalhaften 25. Juni mit ihrer Tochter verbracht. Die wollte Jessica an dem Tag aus der Klemme helfen: Jessicas Tochter sollte bei ihr übernachten: „Denise besprach es mit Jessica um 12 Uhr.“ Um 16 Uhr sei Denise nochmals zu Jessica gegangen. „Geöffnet“, erzählt Mutter Karin, „hat ihr Johnny, der Ehemann.“ Der habe gesagt, Jessica sei nicht da. „Als Denise wieder zurückging, hörte sie Sekunden später Johnnys Schreie: ,Jessica ist tot!’“ Denise sei kurz zurückgerannt – und gleich darauf zu Karin D.: „Sie war völlig aufgelöst und schrie nur, ich solle rüber und helfen.“
Das Bild, das sich Karin D., ihrem Mann und ihrem Schwager bot: Von der geschlossenen Küchentür ging eine Blutspur in den Flur. „Wir kamen gar nicht in die Küche; Jessica lag so hinter der Tür, dass wir uns dagegenstemmen mussten.“ Für Karin D. ist schleierhaft, „wie Johnny so festgestellt haben kann, dass seine Frau tot ist“. Aus der Küche kann der Mörder über eine Durchreiche gelangt sein. Ein Schrank, der davor stand, war umgefallen. Johnnys Erklärung, laut Karin D.: Das sei der Sturm gewesen.
In der Küche sah Karin D. dann die Tote: „Jessica hatte Fleischwunden an den Handgelenken, wir dachten erst, sie habe sich das Leben genommen – bis wir Stiche am Oberkörper sahen.“
Karin D. glaubt an einen Irrtum der Justiz. „Denise könnte sich nicht so verstellen, dass sie nach einem Mord tut, als ob nichts gewesen wäre.“ sw