Morddrohungen im Landshuter Rathaus

Mitte Juli ertrinkt im Hammerbach ein fünfjähriger Bub. Damit die rumänische Familie ihr Kind in der Heimat beerdigen kann, sammelt die Stadt Spenden. Doch die Eltern nutzen die Hilfsbereitschaft aus.
von  AZ
An dieser Stelle am Hammerbach ist der kleine Bub ertrunken. Auf Initiative von Flüchtlingskoordinator Thomas Link (kleines Bild) wurden Spenden für die Familie gesammelt. Als Dank für die Hilfsbereitschaft bekam er Morddrohungen von der betroffenen Familie.
An dieser Stelle am Hammerbach ist der kleine Bub ertrunken. Auf Initiative von Flüchtlingskoordinator Thomas Link (kleines Bild) wurden Spenden für die Familie gesammelt. Als Dank für die Hilfsbereitschaft bekam er Morddrohungen von der betroffenen Familie. © Christine Vinçon

Es war ein tragisches Ereignis, das Landshut sehr bewegte: der Tod eines fünfjährigen Buben Mitte Juli im Hammerbach. Unter dem Eindruck des Todes entwickelte sich schnell eine große Hilfsbereitschaft. Über die Direkthilfe des Oberbürgermeisters wurde für die mittellose rumänische Familie gesammelt, damit diese ihren Sohn in der Heimat beerdigen lassen konnte.

Doch diese Aktion hat nun eine sehr unschöne Wendung genommen: Teile der Familie sollen nach AZ-Informationen den Organisator der Spendenaktion, den persönlichen Referenten des Oberbürgermeisters, Thomas Link, mit dem Tod bedroht haben. Der Grund: Aus Sicht der Familie sollen die Spenden, die sie erhalten haben, zu wenig sein. Offenbar will man mehr. Und das, obwohl die Familie einen mittleren vierstelligen Betrag erhalten hat – genug, um die Überführung des Leichnams und die Beerdigung in Rumänien zu bezahlen, wie es aus gut informierten Kreisen heißt.

Die Familie macht die Stadt für den Tod des Buben verantwortlich

Zudem scheinen die Angehörigen des Buben die Stadt und stellvertretend für diese Thomas Link dafür verantwortlich zu machen, dass kein Zaun an der Stelle des Hammerbachs angebracht war, an der der Bub ins Wasser gefallen ist.
Die Polizei bestätigt, dass in der Sache wegen Bedrohung ermittelt wird.

Dem mutmaßlichen Opfer sei nach derzeitigem Stand damit gedroht worden, es umzubringen. Eine Drohung, die die Polizei ernst nimmt: „Das nehmen wir nicht auf die leichte Schulter“, sagte Polizeisprecher Stefan Scheibenzuber. Die mutmaßlichen Täter wurden auch schon von der Polizei aufgesucht. Im Rahmen einer sogenannten Gefährderansprache habe man ihnen „massiv ins Gewissen geredet“, so Scheibenzuber.

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Die Staatsanwaltschaft hat die Ermittlungen übernommen, wie der Leiter der Staatsanwaltschaft, Alfons Obermeier, der AZ sagte. Es soll nun ermittelt werden, was genau gesagt wurde. Thomas Link ist derweil vorerst abgetaucht. Schutzmaßnahmen wurden ergriffen. Sogar sein Namensschild vor seiner Bürotür im Rathaus wurde abmontiert. Schon bevor Teile der Familie in Links Büro im Rathaus die Todesdrohungen ausgesprochen haben sollen, gab es einen befremdlichen Vorfall. So tauchten die Angehörigen kurz zuvor in der Filiale der Sparkasse am Kennedy-Platz auf und wollten die Namen aller Spender, samt der jeweiligen Spendenhöhe haben. „Das wurde ihnen natürlich verweigert“, sagte Dietmar Bruckner, Vorstandsvorsitzender der Sparkasse.

Der Organisator der Spendenaktion ist vorerst untergetaucht

Im Anschluss daran soll die Familie erbost in Links Büro gekommen sein. Sie nehmen offenbar an, dass mehr Geld bei der Spendenaktion zusammengekommen sein muss. Als ihnen zu verstehen gegeben wurde, dass das nicht der Fall ist, soll es zu tumultartigen Szenen gekommen sein.

In deren Verlauf sollen nach AZ-Informationen mehrmals die Todesdrohungen gefallen sein. Sogar ein genauer Tag soll genannt worden sein. Dieser Termin ist mittlerweile verstrichen. Seitdem ist von der Familie nichts mehr zu hören.
Thomas Link wollte sich gestern auf AZ-Anfrage nicht zu den Vorfällen äußern.   

 

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