Mordattacken auf Callgirls: Die Täter leben noch unter uns!

Acht Prostituierte wurden seit 1961 in Nürnberg umgebracht. Die hübsche Gabriela wurde in ihrem Appartement erstochen. „Mona Lisa“ überlebte den Angriff des „Vokuhila-Monsters“
Abendzeitung |
X
Sie haben den Artikel der Merkliste hinzugefügt.
zur Merkliste
Merken
0  Kommentare
lädt ... nicht eingeloggt
Teilen  AZ bei Google News
Führte ein Doppelleben: Gabriela Nagorny wurde am 11. Juli 1992 in ihrem Appartement erstochen.
Tanja Reister 2 Führte ein Doppelleben: Gabriela Nagorny wurde am 11. Juli 1992 in ihrem Appartement erstochen.
Vokuhila-Frisur: So soll der Mann aussehen, der versucht hat, das Callgirl „Mona Lisa“ zu erdrosseln.
Polizei 2 Vokuhila-Frisur: So soll der Mann aussehen, der versucht hat, das Callgirl „Mona Lisa“ zu erdrosseln.

Acht Prostituierte wurden seit 1961 in Nürnberg umgebracht. Die hübsche Gabriela wurde in ihrem Appartement erstochen. „Mona Lisa“ überlebte den Angriff des „Vokuhila-Monsters“

NÜRNBERG Die Mordkommission 3 – kurz MK 3 – im Nürnberger Polizeipräsidium hat sich die alten Akten vorgenommen. Die so genannten „Cold Cases“, die „kalten Fälle“ – ungeklärte Morde. 44 gibt es davon seit 1949 in Mittelfranken. Die Mörder und Totschläger von Säuglingen, Männern und Frauen, alten und jungen Menschen sind noch nicht gefasst. Mit der Bildung der MK3 sollen diese Verbrechen nun gelöst werden. Ein Themenkomplex, den sich die Kriminaler vorknöpfen, sind die acht ungeklärten Morde an Prostituierte seit 1961 – plus der Versuch, die Liebesdienerin „Mona Lisa“ umzubringen. Deren Fall und der Mord an Gabriela Nagorny bearbeiten die MK 3-Experten derzeit.

Gabriela Nagorny wurde nur 23 Jahre alt. Die hübsche, zierliche Frau mit fein geschnittenem Gesicht wurde am 11. Juli 1992 erstochen.

Eine Existenz im Nürnberger Rotlichtmilieu trauten ihr damals selbst enge Freunde nicht zu. Ihre Eltern fielen aus allen Wolken, als sie vom Doppelleben der ehemaligen Internatsschülerin hörten. Die aus dem heutigen Serbien stammende Frau verdiente in einem Zwei-Zimmer-Appartement in der Forsthofstraße ihr Geld. Anfang der 1990er Jahre wurde der Sex-Markt in Deutschland von der Billig-Konkurrenz aus Osteuropa überrollt. Zuhälter kämpften um ihre Plätze und gegen Ostblock-Kollegen, die Sex zu Dumping-Preisen anboten.

Das Motiv, warum Gabriele sterben musste, liegt noch im Dunkeln. Die Ermittler vermutete allerdings, dass sie im Zuhälter-Krieg um die besten Preise vielleicht einen Fehler begangen haben könnte, der sie das Leben kostete.

Am 11. Juli 1992 verließ ein Mann um kurz nach 18 Uhr Nagornys Appartement. Der blutverschmierte Unbekannte wurde von Zeugen gesehen, die später ein Phantomfoto anfertigen lassen konnten. Nach der Attacke schleppte sich Gabriela Nagorny noch mit letzter Kraft über einen Hintereingang des Hauses bis zu einem Gehweg. Dort brach sie, von mehreren Messerstichen getroffen, tot zusammen. Bei ihren Ermittlungen stieß die Polizei auf DNA vom Täter. Eine sehr wichtige Spur, die bislang keinen Erfolg brachte.

Mona Lisa ist der Titel des bekanntesten Frauenportraits der Welt: Leonardo da Vinci malte die Schöne, über ihr rätselhaftes Lächeln haben sich Experten den Kopf zerbrochen. Der Versuch, die Nürnberger Prostituierte „Mona Lisa“ zu töten, gibt der Kripo bis heute Rätsel auf.

Vor 15 Jahren, am 18. Mai 1995, arbeitete die allein erziehende Mutter nachts als Prostituierte. Die damals 34-Jährige inserierte als „Mona Lisa“ und hatte in der Nacht zuvor einen Mann empfangen, der zwar Sex für 150 Mark wollte – aber dann beim Akt versagte.

Mona Lisa behielt das Geld, der Mann zog ab. In der nächsten Nacht klingelte er wieder bei ihr. Einen zweiten Versuch scheint er nicht gewollt zu haben – er war wohl auf Rache aus. Denn er hatte einen 35 Zentimeter langen, mit Griff und Hartgummi ummantelten Hebel und ein Elektrokabel dabei. Damit drosselte er Mona Lisa von hinten. In Todesangst wehrte sich die 34-Jährige. Sie riss ihm ein Büschel Haare samt Kopfhaut aus und zerkratzte ihm das Gesicht. Der Täter flüchtete.

Ein DNA-Profil war schnell gewonnen. Und weil Mona Lisa den Täter schon kannte, konnte sie ihn gut beschreiben – das Phantombild zeigt das „Vokuhila-Monster“ mit der charakteristischen 80er-Jahre-Frisur Vorne-kurz-hinten-lang.

Einen Treffer in der DNA-Datenbank des Landeskriminalamtes hinterließen beide Fälle bislang nicht. Besonders der Fall Mona Lisa aber scheint die Nürnberger schwer zu beschäftigen: Als im März 2010 „Aktenzeichen XY – ungelöst“ darüber berichtete, wollten 400 Menschen der Polizei mit Hinweisen helfen – die heiße Spur war nicht darunter. Doch seit „XY“ wissen die Fahnder, dass die Tatwaffe Teil eines Foto-Statives ist – eine Spur, der das MK 3 nun endlich auch nachgehen kann. sw

Lädt
Anmelden oder registrieren

Zum Login
Zu meinen Themen hinzufügen

Hinzufügen
Sie haben bereits von 15 Themen gewählt

Bearbeiten
Sie verfolgen dieses Thema bereits

Entfernen
Um "Meine AZ" nutzen zu können, müssen Sie der Datenspeicherung zustimmen.

Zustimmen
 
0 Kommentare
Bitte beachten Sie, dass die Kommentarfunktion unserer Artikel nur 72 Stunden nach Veröffentlichung zur Verfügung steht.
Noch keine Kommentare vorhanden.
merken
Nicht mehr merken
X

Sie haben den Inhalt der Merkliste hinzugefügt.