Mord in der WM-Nacht: Ex-Soldat angeklagt
Traunstein - Acht Monate nach dem Raubmord an einem Rentner und dem mörderischen Überfall auf eine junge Frau in Bad Reichenhall hat die Staatsanwaltschaft Anklage gegen den mutmaßlichen Täter erhoben. Der 72-Jährige war in der Nacht nach dem Finale der Fußball-WM auf offener Straße erstochen, die 17-Jährige durch Messerstiche lebensgefährlich verletzt worden. Ein damals 20-jähriger Bundeswehrsoldat, der in Bad Reichenhall stationiert war, wurde jetzt wegen Mordes, versuchten Mordes und schwerer Körperverletzung angeklagt, wie die Traunsteiner Staatsanwaltschaft am Dienstag mitteilte.
Der Prozess könnte im Sommer beginnen. Wegen des Alters des Angeklagten soll vor der Jugendkammer des Landgerichts Traunstein verhandelt werden. Als Tatmotiv gilt Raub.
Die Verbrechen geschahen in der Nacht zum 14. Juli 2014, als die Menschen auch im Berchtesgadener Land den Sieg der deutschen Mannschaft bei der Fußball-WM feierten. Der Täter erstach mit einem Kampfmesser zunächst den wehrlosen Malermeister und stahl ihm die Geldbörse. Anschließend überfiel er die Auszubildende auf dem Heimweg nur wenige Meter von ihrem Elternhaus entfernt. Die 17-Jährige lag mit schwersten Schnittverletzungen tagelang auf der Intensivstation einer Klinik. Sie trug bleibende Verletzungen davon, wie die Staatsanwaltschaft mitteilte. Der Angeklagte floh nach Norwegen und wurde dort gut drei Wochen nach dem Mord festgenommen. Im Oktober wurde er nach Deutschland ausgeliefert.
Nach Mitteilung der Traunsteiner Staatsanwaltschaft schweigt der Ex-Soldat zu den Tatvorwürfen. Auch gegenüber seinem Verteidiger Harald Baumgärtl äußerte er sich bisher nicht zur Sache, wie der Anwalt auf Anfrage mitteilte.
Auf die Spur des mutmaßlichen Mörders war die Polizei durch Hinweise aus der Bundeswehr gekommen. Bei einer Durchsuchung von Spind und Stube des Tatverdächtigen wurde eine Messerscheide gefunden, zu der die Tatwaffe passt. Das Messer selbst war schon zuvor sichergestellt worden. Außerdem fanden die Ermittler bei der Durchsuchung an Kleidungsstücken des aus Morbach (Kreis Bernkastel-Wittlich) in Rheinland-Pfalz stammenden Soldaten Blutspuren der beiden Opfer.
Die 60-köpfige Mordkommission "14. Juli" hatte bereits zwei vermeintlich Verdächtige in Untersuchungshaft gebracht, ehe es zur Festnahme des mutmaßlichen Täters kam. Die beiden anderen hatten mit den Taten nichts zu tun. Über die Zulassung der Anklage muss das Gericht noch entscheiden.
Der Raubmord an dem Rentner und der Überfall auf die junge Frau hatten die Bevölkerung in dem Kurort nahe der österreichischen Grenze in Angst und Schrecken versetzt. Viele Menschen trauten sich nachts nicht mehr auf die Straße, Eltern schickten ihre Kinder nicht mehr unbegleitet in die Schule. Die Polizei erhöhte ihre Präsenz in der Stadt. Ruhe kehrte erst wieder nach der Festnahme des mutmaßlichen Täters ein. Für Hinweise zur Aufklärung des Verbrechens war eine Belohnung in Höhe von 20 000 Euro ausgesetzt worden.
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