Mord in der Tiefgarage: So leidet die Mutter des Opfers

Die Rentnerin (73) ist auch nach mehr als zehn Jahren über den Tod ihrer Tochter Susanne nicht hinweggekommen. Am Montag schilderte sie als Zeugin vor Gericht den Leidensweg der Familie.
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Am Montag musste die Mutter von Susanne M. (†27) im Mordprozess als Zeugin aussagen. Die Rentnerin (73) kämpfte im Gerichtssaal mit den Tränen.
bayernpress.com 3 Am Montag musste die Mutter von Susanne M. (†27) im Mordprozess als Zeugin aussagen. Die Rentnerin (73) kämpfte im Gerichtssaal mit den Tränen.
Susanne und Walter M.: Dieses Foto entstand am Tag der Eheschließung im Standesamt.
Thomas Langer 3 Susanne und Walter M.: Dieses Foto entstand am Tag der Eheschließung im Standesamt.
Machte im Prozess bisher keinerlei Angaben: der unter Mordanklage stehende Peter S. (45).
bayernpress.com 3 Machte im Prozess bisher keinerlei Angaben: der unter Mordanklage stehende Peter S. (45).

Die Rentnerin (73) ist auch nach mehr als zehn Jahren über den Tod ihrer Tochter Susanne nicht hinweggekommen. Am Montag schilderte sie als Zeugin vor Gericht den Leidensweg der Familie.

NÜRNBERG/ERLANGEN Die kleinen Pausen zwischen den Sätzen verrieten, wie sehr sich Anna R.* (73) anstrengen musste, um nicht die Fassung zu verlieren. Kein Wunder. Am Montag wurde die Frau mit den silbergrauen Haaren vor dem Nürnberger Landgericht wieder von der Vergangenheit eingeholt – als Zeugin im Prozess um den brutalen Mord an ihrer Tochter Susanne (†27).

Im Sitzungssaal 228 hätte man eine Stecknadel fallen hören. Die Richter, der Staatsanwalt, die Verteidiger, die Zuhörer: Keiner blieb von der Aussage der Frau unberührt. Nur der Angeklagte Peter S. (45), verzog wie schon im gesamten Prozess keine Miene.

Anna R. atmete tief durch, als sie auf jenen 5. März 1999 zu sprechen kam, an dem ihre Tochter in einer Erlanger Tiefgarage ermordet wurde. Eine halbe Stunde vor der Bluttat hatte Susanne M. ihre kleine Tochter bei den Großeltern abgeliefert. „Als sie wegfuhr, hat die Kleine ihr nachgewunken – und Susanne hat noch kurz auf die Hupe gedrückt“, schilderte Anna R. den Augenblick, als sie ihre Tochter zum letzten Mal lebend sah.

„Ich habe mich zwei Jahre lang nur von Wasser und Brot ernährt“

Die Nachricht von Susannes Tod erlebte Anna R. wie einen Alptraum. Ein Alptraum, der auch heute noch anhält. „Ich werde wohl Zeit meines Lebens nicht darüber hinwegkommen“, stellte die leidgeprüfte Frau fest.

Was musste sie nicht schon alles durchmachen: Erst versuchte sie, den Schmerz ihrer Tochter ein kleines bisschen zu lindern. Das war, als Susannes Mann in der Neujahrsnacht 1998 völlig unerwartet an einem Herzinfarkt starb. Susanne war damals im fünften Monat schwanger. Anna R.: „Sie aß nichts mehr, sie trank nichts mehr. Sie hatte die Lust am Leben verloren.“ Nach dem Mord an ihrer Tochter erging es nun ihr selbst genauso. „Ich habe mich zwei Jahre lang nur von Wasser und Brot ernährt“, beschrieb sie ihren Zustand.

Schlimmer noch waren jedoch für sie die Fragen von Susannes kleiner Tochter, die wissen wollte, wo ihre Eltern sind – und die nachts im Bett lag und hemmungslos weinte. „Oma, ich halte es nicht mehr aus. Ich will meine Mama sehen, ich will sie streicheln, ich will mit ihr schmusen.“ Jeder Satz des kleinen Mädchens hat sich bei ihrer Großmutter eingeprägt. Nur erfüllen kann sie diese Wünsche nicht.

Helmut Reister

* Name geändert

Warum die Ex-Freundin des mutmaßlichen Killers Peter S. am Montag im Gerichtssaal verhaftet wurde, lesen Sie in der Print-Ausgabe Ihrer AZ am Dienstag, 20. Oktober.

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