Mord an zwei Ukrainern in Murnau: Polizei bittet dringend um Unterstützung

Ein Russe steht im Verdacht, zwei ukrainische Staatsbürger in Oberbayern ermordet zu haben. Was bereits über die Hintergründe des Falls bekannt ist.
Alexander Spöri
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Polizisten stehen hinter einem Polizei-Flatterband am Tatort in Murnau. Dort haben die Ermittler nach zwei mutmaßlichen Morden am Samstag großräumig abgesperrt.
Polizisten stehen hinter einem Polizei-Flatterband am Tatort in Murnau. Dort haben die Ermittler nach zwei mutmaßlichen Morden am Samstag großräumig abgesperrt. © Medienpics

München – Auf dem Gelände eines Einkaufszentrums in Murnau am Staffelsee sind am Samstagabend zwei Männer aus der Ukraine getötet worden. Die Polizei konnte kurz darauf einen Mann festnehmen, der als dringend tatverdächtig gilt. Es handelt sich dabei um einen 57 Jahre alten Russen. Die Hintergründe der Tat sind noch völlig unklar.

Die beiden in Oberbayern mutmaßlich von einem Russen getöteten Ukrainer sind nach Angaben aus Kiew Angehörige der Streitkräfte des Landes gewesen. Die beiden Männer seien nach Kriegsverletzungen zur medizinischen Rehabilitation in Deutschland gewesen, berichteten ukrainische Medien. Außenminister Dmytro Kuleba habe seine Diplomaten angewiesen, den Fall besonders im Blick und den ständigen Kontakt zu den Sicherheitsorganen Deutschlands zu halten, damit der Verdächtige nach der ganzen Härte des Gesetzes bestraft werde, hieß es in den Berichten vom Sonntagabend.

Ukrainischer Außenminister Kuleba dankt deutschen Behörden

Kuleba dankte den deutschen Behörden für die Festnahme des 57 Jahre alte Tatverdächtigen, wie das Internetportal "Ukrajinska Prawda" berichtete. Der Russe soll die beiden Ukrainer, die am Samstag mit Stichwunden auf dem Gelände eines Einkaufszentrums gefunden worden waren, getötet haben. Dabei war weiter unklar, ob es einen Zusammenhang gab zum russischen Angriffskrieg gegen die Ukraine, den Kremlchef Wladimir Putin am 24. Februar 2022 begonnen hatte. In Deutschland leben Hunderttausende Ukrainer und Russen.

Im Moment werde geklärt, in welchen ukrainischen Einheiten die Männer gedient hätten, hieß es in den Medienberichten in Kiew. Es werde auch Kontakt zu den Angehörigen aufgenommen. Die Männer im Alter von 23 und 36 Jahren hatten im Landkreis Garmisch-Partenkirchen gelebt. Sie starben den Ermittlern zufolge an Stichverletzungen - der ältere der beiden direkt am Tatort, der jüngere kurze Zeit später in einem Krankenhaus.

Ermittler können flüchtigen Tatverdächtigen festnehmen – beide Opfer sterben an Stichverletzungen

Die Tat habe sich gegen 17.15 Uhr vor einem Lebensmittelgeschäft in der Kleinstadt ereignet, sagte der Sprecher. Fünf Minuten später ging Polizeiangaben zufolge die erste Mitteilung über zwei schwer verletzte Männer beim Polizeipräsidium Oberbayern Süd ein.

Der Täter sei zu diesem Zeitpunkt bereits geflüchtet. Im Rahmen der Fahndung sei dann recht schnell der 57-jährige Verdächtige gefasst worden. Die Beamten entdeckten ihn unter seiner Wohnanschrift in der Nähe des Tatortes.

Bei den Opfern handelt es sich nach Polizeiangaben um zwei ukrainische Staatsangehörige im Alter von 23 und 36 Jahren, die beide im Landkreis Garmisch-Partenkirchen wohnten. Sie starben an Stichverletzungen – der ältere der beiden direkt am Tatort, der jüngere trotz sofortiger Reanimationsmaßnahmen kurze Zeit später in einem Krankenhaus.

Nach der Tat wurde der Bereich um das Tengelmann-Center großflächig abgesperrt. Auch die Feuerwehr wurde hinzugezogen, um den Verkehr umzuleiten. Das Einkaufszentrum liegt mitten in der Ortschaft – etwa 700 Meter vom Bahnhof entfernt.

Untersuchungshaft: Ermittlungsrichter erlässt Haftbefehl gegen russischen Tatverdächtigen

Während der Sperrung sicherten die Ermittler alle Spuren. Dabei bauten die Einsatzkräfte mit Planen einen Sichtschutz auf, wie Fernsehaufnahmen vom Bayerischen Rundfunk zu entnehmen ist. Die Kriminalpolizei nahm Ermittlungen wegen des Verdachts des zweifachen Mordes auf. Die Staatsanwaltschaft stellte Haftantrag gegen den 57-Jährigen.

Am Sonntag wurde er dem Ermittlungsrichter vorgeführt, wie das Polizeipräsidium Oberbayern Süd mitteilte. Auf Antrag der Staatsanwaltschaft München II habe dieser Haftbefehl erlassen. Jetzt sitzt der russische Verdächtige in Untersuchungshaft.

Um die Mordfälle schnell aufklären zu können, sucht die Kriminalpolizei dringend nach Zeugen, die den Vorfall in Murnau beobachtet haben. Wer Angaben zur Vorgeschichte oder einer möglichen Auseinandersetzung machen kann, soll sich daher an die Kriminalpolizeistation Garmisch Partenkirchen oder die Polizeiinspektion Murnau wenden. So erhoffen sich die Beamten mehr Informationen, um dem Täter und seinem Motiv auf die Spur zu kommen.

"Blankes Entsetzen": Freie-Wähler-Fraktionschef Florian Streibl hofft auf schnelle Ermittlungsergebnisse

Der Vorfall beschäftigt auch Politiker in Bayern. Der Fraktionsvorsitzende der Freien Wähler, Florian Streibl, blickt mit "blankem Entsetzen" auf die Bluttat in Murnau. "Unsere Gedanken sind bei den Angehörigen der Opfer", sagt der 61-Jährige.

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Wenn der Hintergrund der vermeintlichen Auseinandersetzung Russlands Angriffskrieg in der Ukraine gewesen ist, dann wäre das Streibl zufolge eine "Katastrophe für die Region". Denn der geopolitische Konflikt dürfe nicht im Oberland ausgetragen werden. Außerdem verdeutliche der Vorfall, "dass das Unrecht, welches in der Ukraine geschieht, uns alle etwas angeht."

Streibl hofft auf rasche Ermittlungsergebnisse, damit der Täter seiner Strafe zugeführt werden kann.

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