Monarchische Behaarung: Darum trägt Markus Söder nun einen "Henriquatre"
München – Wissen Sie noch, was CSU-Chef Markus Söder beim ARD-"Sommerinterview" am Sonntag gesagt hat? Sei es drum! Für Debatten der eher unpolitischen Art sorgt seitdem sowieso mehr das Äußere des Bayerischen Ministerpräsidenten als der Inhalt des Gesprächs. Denn Söder erschien zart gebräunt, ein wenig schlanker – und mit graumeliertem Bart. Genauer gesagt mit einem Modell "Henriquatre", benannt nach dem französischen König Heinrich IV. (1553 - 1610).
Der Rasierapparate-Hersteller Philips beschreibt auf seiner Homepage, worauf es bei dieser monarchischen Form der Gesichtsbehaarung ankommt: "Unter den diversen Bartformen zeichnet sich der Henriquatre dadurch aus, dass er komplett um den Mund herum verläuft und rasierte Wangenpartien hat. Einzig zwei dünne vertikale Linien verbinden den Kinnbart mit dem Schnurrbart. Die obersten Regeln des royalen Protokolls sind daher: klare Konturen, eine symmetrische Form und eine saubere Rasur um den Henriquatre herum."
Wie kam es zu der neuen Bartfrisur?
Klingt kompliziert. Doch Markus Söder gibt sich im Gespräch mit der AZ locker. Er habe sich im Urlaub gut erholt, viel Sport gemacht, nachgedacht, ein bisschen abgenommen – und sich eben einen Bart wachsen lassen. Politische Beobachter hätten diese Entwicklung eigentlich kommen sehen müssen. "Ein Bart würde mir eigentlich gefallen", hatte der CSU-Vorsitzende Anfang des Jahres dem Radiosender Antenne Bayern gesagt. "Aber niemandem gefällt der Bart." Und jeder sage ihm, er könne auf keinen Fall Bart tragen.

Nun hat sich das Blatt offenbar gewendet. In den Ferien habe er sich erstmal überhaupt nicht rasiert, erzählt Söder im AZ-Interview. Dann schnippelte er ein bisschen an den Seiten herum, "was immer mehr Menschen in meiner Umgebung gut fanden – und mir gefällt der Bart ehrlich gesagt auch", so der 57-Jährige weiter.
"Ein Piercing": Das sagen Fans auf Instagram zum neuen Look von Markus Söder
Tatsächlich haben auf Söders Instagram-Seite knapp 40.000 Follower sein Sommerbart-Foto mit "gefällt mir" markiert. "Bartträger performen immer. Maggus, bleib dabei", schreibt einer. "Viele große Männer hatten Bart! Werden Sie unser Kanzler. Sehr sexy!", findet eine Dame. "Was ich echt geil fände, wäre ein Piercing", schlägt jemand vor - und ein anderer gibt zu bedenken: "Mit ist cooler, ohne aber seriöser."
Doch es werden auch kritische Stimmen laut. "Schrecklich. Warum sehen Männer im Spiegel nicht, dass sie Bart mindestens 10 Jahre älter wirken lässt und dass Bart kein bisschen attraktiver macht?", fragt sich eine Frau auf Instagram. Ein Mann vermutet, Söder stecke vermutlich in der Midlife-Crisis. Die "SZ" philosophiert über die "Ferienverwahrlosung des deutschen Mannes", der "Focus" sieht wenig schmeichelhaft einen "modernen Rübezahl-Bart". Wieder andere zählen Prominente auf, die ebenfalls einen Heinrich IV. im Gesicht tragen: Kanye West, Leonardo di Caprio und Brad Pitt.
Politik-Professor Werner Weidenfeld: "Ein ernstes Problem taucht auf, wenn er den Bart wieder wegrasiert"
Und wie beurteilen Profis den Image-Wandel des MP? "Mit dem Bart will Markus Söder nachhaltige Profillinien in sein sonst eher glattes Erscheinungsbild einbauen", mutmaßt augenzwinkernd der Politologe Werner Weidenfeld. Doch der Direktor des Centrums für angewandte Politikforschung der LMU und Rektor der Alma Mater Europaea der Europäischen Akademie der Wissenschaften in Salzburg gibt zu bedenken: "Ein ernstes Problem taucht allerdings auf, wenn er den Bart wieder wegrasiert ..."
Das sagt Stylist Oliver Rauh
Rückmeldung kommt auch aus dem Mode-Bereich: "Ziel ist es sicherlich, dynamischer und jünger zu wirken. Auch im Hinblick auf Wählerstimmen", sagt Trachten-Influencer und Stylist Oliver Rauh der AZ. "Für die Freizeit finde ich den Look durchaus gut. Auch mal eine elegante Lederjacke oder ein edler Blouson sind da erlaubt", sagt der Münchner.
Dann zückt er allerdings das rhetorische Rasiermesser. Dem obersten Vertreter des Bundeslandes empfehle er entweder glatte Gesichtshaut – oder einen gepflegten Drei-Millimeter-Bart.
Noch eine Styling-Empfehlung vom Experten: "Dazu ein paar neue Anzüge, die auch mal außerhalb der Dunkelblau-Skala sein dürfen. Und dann bitte auf die korrekte Beinlänge achten! Ein Maßschneider wäre da mein Tipp!"