Mollath sucht am ersten Tag in Freiheit erst mal Ruhe
Sieben Jahre war er in der Psychiatrie eingesperrt – seine ersten Schritte in Freiheit machte Gustl Mollath am Mittwoch im Wohnhaus eines Freundes in der abgeschiedenen Frankenalb. Er müsse erst einmal seine überraschende Freilassung verarbeiten, hieß es.
Doch Mollath selbst ließ es, wie aus seinem Umfeld zu erfahren war, erst einmal ruhig angehen. Der 56-Jährige brauche jetzt erst einmal Ruhe, beschied der Mollath-Unterstützer der ersten Stunde, der Nürnberger Gerhard Dörner, anfragende Journalisten. Der Druck, innerhalb weniger Stunden die psychiatrische Klinik verlassen zu müssen, hatte Mollath am Vortag arg gestresst.
Wo Mollath nach seiner Entlassung aus der Bayreuther Psychiatrie vorübergehend untergebracht wurde, behandelten Mitglieder des Unterstützerkreises zunächst wie ein Staatsgeheimnis. Zu groß war die Sorge, dass Heerscharen von Journalisten seine Interims-Unterkunft belagern könnten. Dann sickerte aber doch durch, dass Mollath bei seinem altem Schulfreund Robert Lindner untergekommen ist – in einer kleinen Ortschaft in der Frankenalb, eine halbe Autostunde von Nürnberg entfernt.
Mollath und Lindner hatten einst an der Nürnberger Rudolf-Steiner-Schule schulbegleitend eine Lehre als Schlosser absolviert. Lindner betreibt inzwischen im Osten Nürnbergs eine Schlosserei. Mollath hatte damals seine Liebe zur Metallverarbeitung und zu alten Autos entdeckt. Nach dem Abbruch seines Maschinenbaustudiums erwuchs daraus wohl die Entscheidung, sich als Oldtimer-Rekonstrukteur selbstständig zu machen.
Glaubt man Dörner, haben Freunde und Mollath-Unterstützer für die Zukunft Mollaths schon seit längerem vorgesorgt. „Da mache ich mir keine Gedanken: Mollath wird eine Unterkunft und Arbeit haben, alles wird gut“, versicherte Dörner am Mittwoch, der zum engsten Kreis der Unterstützer zählt. Wo genau, wollte er aber nicht sagen.
Auf den Tag X – Mollaths Entlassung – bereiteten sich die Unterstützer nach Dörners Angaben seit rund eineinhalb Jahren vor. Schon Anfang 2012 habe er für Mollath eine Wohnung in seinem Nürnberger Haus reserviert. Mollath habe einen Mietvertrag dafür in der Tasche gehabt. Sein Schulfreund Lindner habe ihm eine Stelle in seiner Schlosserei angeboten. Doch daraus wurde erst einmal nichts; denn Mollaths Entlassung aus der Psychiatrie zog sich länger hin als seine Freunde erwartet hatten.
Inzwischen sei die Wohnung vermietet, so dass wohl eine andere Lösung gefunden werden müsse, berichtet Dörner. An Hilfsangeboten fehlt es trotzdem nicht. Schon seit Monaten träfen bei ihm Hilfsangebote aus dem In- und Ausland ein. „Wildfremde Menschen, die ich gar nicht kenne, bieten mir Obdach an, wenn ich frei komme“, hatte er noch Frühjahr in einem dpa-Interview erklärt. Bei aller Dankbarkeit darüber kämen viele Angebot für ihn aber nicht infrage. Denn er wolle künftig wieder in seiner Heimatstadt Nürnberg leben.
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