Mokhtari: „Ich will mit Fürth Geschichte schreiben“

Trainer Möhlmanns Wunschspieler über seine Ziele, sein Herz für Kinder – und warum er noch nicht verheiratet ist
AZ: Willkommen beim Kleeblatt, Herr Mokhtari. Warum hat sich der Wechsel etwas länger hingezogen?
YOUSSEF MOKHTARI: Ich hatte mehrere Angebote und musste die Sache mit meiner Verlobten Sina diskutieren. Am Ende war es eine Bauchentscheidung.
Angeblich wollte Sie neben Kaiserslautern auch ein Bundesligist verpflichten. Keine Lust auf die Erste Liga?
Dort hätte ich nur einen Einjahres-Vertrag bekommen und nur gegen den Abstieg gespielt. Ich wollte Sicherheit. In Fürth habe ich drei Jahre Vertrag und die Chance, mir hier wirklich etwas aufzubauen.
Das hatten Sie auch beim FSV Frankfurt vor. Eigentlich wollten Sie ihren Heimatverein nicht verlassen, oder?
Beim FSV habe ich mit 17 meine Profi-Karriere begonnen. Der Verein liegt mir unheimlich am Herzen. Aber zum Schluss sind da Dinge passiert, die weh tun.
Zum Beispiel?
Spieler, die den Klassenerhalt geschafft haben, haben keinen Vertrag mehr bekommen, obwohl es Ihnen versprochen wurde. Das hat auch etwas mit fehlender Wertschätzung zu tun. Es gab noch nicht einmal eine Abschiedsfeier. Präsident und Manager haben sich nach dem Klassenerhalt nicht mal bei der Mannschaft bedankt. Der Verein war unprofessionell. Da sollten zum Beispiel Vertragsgespräche schon mal in der Sauna geführt werden.
"In Afrika habe ich große Armut gesehen"
FSV-Manager Bernd Reisig hat Ihnen auch kein Angebot gemacht, obwohl sie Führungsspieler waren und drei Monate gespielt haben, ohne Geld zu verlangen.
Nicht ganz. Ich habe meine Prämien, 15000 Euro, an „Ein Herz für Kinder“ gespendet.
Ungewöhnlich. Haben Sie zuvor bei den Ölscheichs in Katar zu viel verdient?
Nein, aber mit der marokkanischen Nationalmannschaft bin ich viel in Afrika herumgereist, habe große Armut gesehen. Bei uns Moslems gehört es zum Glauben, zu helfen. Irgendwann bekommt man alles zurück. Daran glaube ich.
Wenn man solche Armut erlebt hat, ist man da nicht froh, in Deutschland zu leben?
Ja, denn erst dann weiß man, was man hat. Und, dass man sich immer daran erinnern sollte, wo man herkommt.
Und wo geht es hin mit Ihnen und dem Kleeblatt?
Ich bin nicht gekommen, um hier um Platz fünf bis zehn zu spielen. Besteht die Möglichkeit, will ich mit Fürth Geschichte schreiben.
Wie stehen die Chancen?
Fürth ist eine Herausforderung, mich neu zu beweisen, weil ich noch nie mit so vielen jungen Leuten zusammen gearbeitet habe. Aber man hat schon im ersten Training gesehen, die Truppe kann Fußball spielen.
Sie sind als Führungsspieler eingeplant, auch als Kapitän?
Ich brauche keine Binde, um voraus zu marschieren. Es geht ja auch nicht nur um mich. Ein Leo Haas, Marino Biliskov oder Stephan Loboué zählen ebenso. Wir alte Hasen müssen die Jungen führen.
Als verlängerter Arm des Trainer auf dem Platz. Beim FSV hatten Sie mit Tomas Oral einen Novizen als Chef, in Fürth mit Benno Möhlmann einen „alten Hasen“. Der Unterschied?
Was mir gleich aufgefallen ist, Möhlmann siezt jeden Spieler, auch die Jungen. Das ist außergewöhnlich, zeugt von Respekt. Er weiß, wie er eine Mannschaft zu führen hat. Aber auch mit Oral bin gut klar gekommen.
In Sachen Kulisse müssen Sie sich nicht umstellen. Auch im Ronhof sind die Zuschauerzahlen eher bescheiden.
Das ist mir egal. In Köln habe ich schon vor 50.000 gespielt. Wohlgefühlt habe ich mich überall. Selbst in Cottbus haben sie mich geliebt. Wichtig ist, dass man sich Zeit für die Fans nimmt, schließlich zahlen sie ja auch unser Gehalt.
"In Marokko sind wir Volkshelden"
Ihr prominentester Fan ist der König von Marokko, der Sie und die Mannschaft trotz des verlorenen Endspiels gegen Tunesien beim Afrika Cup 2004 in seinen Palast eingeladen hat.
Das war schon der Wahnsinn. In Marokko sind wir immer noch Volkshelden, die Polizei salutiert heute noch, wenn wir im Urlaub durch die Straßen fahren.
Ihr neuer Nationaltrainer Roger Lemerre hat das nicht mitbekommen. Oder warum meldet er sich nicht bei Ihnen?
Keine Sorge, der wird sich schon melden. In den letzten drei Qualispielen haben die nur ein Tor erzielt. Deshalb bin ich mir sicher: Der Anruf kommt ganz bestimmt.
Wie die Hochzeit mit Sina. Immerhin sind Sie seit einem Jahr verlobt.
Wir haben gesagt, dass wir lieber nicht so schnell heiraten. Denn auf unsere Hochzeit würden mindestens 2000 Gäste kommen. Ich habe ja allein neun Geschwister – und dazu noch sehr viele Verwandte.
Int.: Krischan Kaufmann
Mehr über den Torwart, der derzeit bei der SpVgg Greuther Fürth ein Probetraining absolviert, lesen Sie in der Printausgabe der Abendzeitung.