Möbel Mahler macht dicht: 600 Jobs fallen weg
Wolfratshausen - Es ist ein Schock für die Angestellten – und ein schwerer Schlag für die Stadt Wolfratshausen: Möbel Mahler schließt Ende Januar seine Filialen im Tölzer Land und in Bopfingen (Baden-Württemberg). 600 Menschen verlieren ihren Arbeitsplatz, 260 davon in Bayern. Am Dienstagabend informierten Senior-Chef Gerhard Mahler und sein Sohn Michael die Belegschaften der beiden Möbelhäuser.
Weil "mit mehreren Unternehmen geführte Verhandlungen leider nciht zum Erfolg führten“, habe sich die Familie dazu entschieden, beide Standorte zu schließen und die Immobilien zu veräußern, sagt Gerhard Mahler. „Diese Entscheidung ist eine der schwersten in der Geschichte unseres Familienunternehmens.“ Man werde alles tun, um für die betroffenen Mitarbeiter eine sozialverträgliche Lösung zu erzielen.
Möbel Mahler ist seit 1982 im Gewerbegebiet von Wolfratshausen ansässig, die Filiale in Bopfingen wurde bereits 1974 eröffnet. Die Gerüchte, die in der Branche zuvor die Runde gemacht haben, die österreichische XXXLutz-Gruppe wäre am Kauf der Häuser interessiert, haben sich einem Bericht der Süddeutschen Zeitung zufolge teilweise bewahrheitet. Denn XXXLutz soll wohl die Immobilie in Wolfratshausen gekauft haben, ob sich die 260 Mitarbeiter Hoffnung auf Übernahme machen können, ist aber noch unklar.
Azubis per Shuttle nach Neu-Ulm?
„Es liegt Herrn Mahler unwahrscheinlich am Herzen, dass er die Mitarbeiter weitervermittelt“, bestätigt Wolfratshausens parteifreier Bürgermeister Klaus Heilinglechner nach einem Telefonat mit dem Firmen-Chef. Sollte XXXLutz die Mitarbeiter nicht übernehmen, sieht er folgende Lösung vor: „Sie werden eine Abfindung bekommen und die Azubis sollen per Shuttle nach Neu-Ulm gebracht werden, um ihre Ausbildung fortsetzen zu können.“
In Neu-Ulm weihte Mahler 2013 ein enormes Möbel-Kaufhaus mit 68.000 Quadratmetern Ausstellungsfläche ein, das nun – neben dem „zunehmenden Wettbewerbsdruck“ – eine Mitschuld an der Misere hat. Junior-Chef Michael Mahler spricht von einem „immer stärker werdenden Kannibalisierungseffekt durch den Standort Neu-Ulm“ und erklärt: „Die Einzugsgebiete der Häuser überschneiden sich teilweise. Deswegen ziehen viele Kunden es inzwischen vor, direkt in das größte und modernste der drei Möbel-Mahler-Häuser nach Neu-Ulm zu fahren.“
"Harte Entscheidung" nach gescheiterter Übernahme
Zudem hätte ein erheblicher Investitionsstau in Wolfratshausen und Bopfingen umfangreiche Modernisierungsmaßnahmen notwendig gemacht. Der Senior: „Alles in allem hat dies dazu geführt, dass die wirtschaftlichen Risiken bei Fortführung der Standorte Bopfingen und Wolfratshausen für unsere Familie nicht mehr tragbar gewesen wäre.“ Deswegen habe er nach dem Scheitern der geplanten Übernahme diese „harte Entscheidung leider treffen müssen“. „Für die Stadt ist die Schließung ein gewaltiger Verlust, der uns weit zurückwerfen wird“, sagt Bürgermeister Heilinglechner. Zwar zahle das Unternehmen seine Gewerbesteuer in Bopfingen, aber Möbel Mahler habe mit seiner Promotion auf Trambahnen und Taxis einen „enormen Werbeeffekt“ für Wolfratshausen gehabt. Außerdem sei die Zusammenarbeit mit dem Möbelhersteller immer „hervorragend“ gewesen.
Standort "Sondergebiet Möbel"
Und jetzt? Mit dem Schlussverkauf soll laut Firmen-Leitung baldmöglichst begonnen werden. Alle offenen Verträge mit Kunden sollen trotzdem ordnungsgemäß abgewickelt werden. Für die Immobilie wird ein Käufer gesucht. „Beim Standort handelt es sich um ein ,Sondergebiet Möbel’. Deshalb kann eigentlich nur ein neuer Möbelhandel dorthinkommen“, sagt Bürgermeister Klaus Heilinglechner.
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