Mit raffinierter Sound-Schleppe

Weicher Drive und cooler Soul-Jazz: Malia und Habib Koité federten sich durch die „Afrikanischen Nacht“ im Serenadenhof.
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Versunken im Rhythmus-Fluss: Habib Koité wurde bei der „Afrikanischen Nacht“ im Nürnberger Serenadenhof bejubelt.
Matthias Hertlein Versunken im Rhythmus-Fluss: Habib Koité wurde bei der „Afrikanischen Nacht“ im Nürnberger Serenadenhof bejubelt.

Weicher Drive und cooler Soul-Jazz: Malia und Habib Koité federten sich durch die „Afrikanischen Nacht“ im Serenadenhof.

Irgendwann zu vorgerückter Stunde lässt Habib Koité den hemmenden Grünstreifen vor der Bühne hinter sich und sucht - ganz in Weiß, mit einer Gitarre vor dem Bauch - den wärmenden Kontakt zum aufspringenden Publikum, das eine finale Schlussgeste im Nürnberger Serenadenhof vermutet. Falsch gedacht! Der 50-jährige Hüne aus Mali, bei dem sich Magie und Melancholie, Dynamik und Lässigkeit so wunderbar zur raffinierten Sound-Schleppe ergänzen, meinte es ernst mit seiner Ankündigung, dass der Samstagabend der Party reserviert sein müsse. Und so füllte „Die Afrikanische Nacht“, Abschluss der Karstadt-Kultur-Saison, passgenau die vorbeiziehende Regenlücke.

Kunstvoll stolperndes Desertblues-Doping

Kühn war die Künstler-Kombination dieses Doppelkonzerts zweifelsohne. Denn die Weltmusik nahm mit Malia, einer aus der ostafrikanischen Republik Malawi stammenden Wahl-Londonerin, einen kleinen Umweg über die Jazz-Kolonie. Das 30-jährige Glanzkehlchen auf Talent-Ticket hüpft im himmelblauen Babydoll unbekümmert hinüber in die schwarzweißen Hochzeiten des klassischen Piano-Trios und unterfüttert ihre Songs mit weichem Soul und poppigem Sixties-Feeling, wo der „Salmon Coloured Man“ als Leihgabe von Dusty Springfield erscheint. Ein Wunder ist Malia-Lichtmess nicht, auch wenn das apart ist bis hin zu einer Mezzo-Stimme, die mutig Engpässe in der Höhe riskiert.

Das Warten auf den wogenden Rhythmus Afrikas löste sich nach der Pause in Spontanjubel auf, als Habib Koité und seine Band Bamada der Tradition geschmeidig Beine machten. Mit Balafon und Talking Drum, akustischen Gitarren und Geige, Mali-Harfe und Mundharmonika entsteht ein kunstvoll stolperndes Desertblues-Doping voll sanfter Federung und unnachahmlichem Drive. Von der Vielehe im muslimischen Mali erzählt er, amüsiert sich über die afrikanische Laut-Exotik im deutschen „Jawoll“ und singt vom selbst auferlegten Zigaretten-Verzicht in seinem herrlich pulsierenden Hit „Cigarette abana“ am Ende. Aber wie schon beim famosen Konzert auf dem Würzburger Festival stellt Koité „Africa“ ins Zentrum, den molligen Song, der sich einen Kontinent wünscht, der nicht am Tropf des Westens hängt. Koité geht mit musikalischem Beispiel voraus. Imposant. Andreas Radlmaier

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