Mit Maxi & Paule auf Streife
NÜRNBERG - Hauptkommissar Wolfgang Simmerlein (55) betreut hauptamtlich die Nürnberger Polizeipuppenbühne – Das Publikum in den rund 300 Kindergärten der Stadt liebt die spielerische Verkehrserziehung
Berufsbild Polizist: lange Streifendienste, gefährliche Verbrecherjagd und penible Protokolle auf dem Präsidium. Doch es kann auch anders kommen: Wolfgang Simmerlein ist seit 30 Jahren Polizist – und zugleich ein Puppenspieler in Uniform. „Es stimmt, meine Kollegen und ich sind wirklich hauptsächlich Puppenspieler“, lacht der Polizeihauptkommissar. Simmerlein ist einer von drei Beamten, die für die Polizeipuppenbühne der Polizei Nürnberg arbeiten.
„Seid ihr alle da?“ - „Ja!“, schreien die Kinder aus dem evangelischen Kindergarten in Langwasser zurück. Gespannt verfolgen sie, wie Simmerlein, Uli Egelkraut und Thomas Kurz hinter der großen, blau verschleierten Puppenbühne verschwinden. Die Geschichte vom Igel Maxi, der sich von der Ratte Paule überreden lässt, vom Wald in die Stadt auszureißen, haben die Polizisten selbst geschrieben. Mit verstellten Stimmen schlüpfen sie in die Rollen und bringen die Kinder zum Lachen und Mitdenken über das Thema Straßenverkehr. Ein festes Skript gibt es nicht mehr, es wird viel improvisiert, wie Simmerlein erzählt.
Der 55-Jährige mit dem Schnauzer und dem gutmütigen Lächeln ist selbst Vater von zwei Töchtern. Seit den Anfängen der Nürnberger Polizeipuppenbühne vor 19 Jahren ist er dabei. „Es ist einfach schöner, mit den Kindern zu arbeiten, da kommt so viel zurück.“ Im Schichtdienst als Streifenpolizist sei man oft nicht gern gesehen und müsse mit unangenehmen Situationen umgehen. „Hier Freude sich die Kinder, wenn die Polizei kommt“, sagt Simmerlein. Von anderen Kollegen werde man gelegentlich zwar belächelt, aber nur so lange, bis diese eigene Kinder haben und erleben, wie begeistert die von der Puppenbühne sind. „Allein die Polizisten in ihren Uniformen üben große Faszination aus“, bestätigt Sabrina Neubauer, Erzieherin im Kindergarten in Langwasser.
„Vor jedem neuen Stück herrscht Aufregung pur“
Für die Vorstellung gibt es oft eine Wartezeit von bis zu zwei Jahren, deshalb ist Simmerlein auch fast täglich in einem der 300 Kindergärten in Nürnberg aktiv. Das macht Spaß, aber auch Arbeit: Eine Stunde wird für den Aufbau der Bühne benötigt. Schätzungsweise 10000 Euro ist sie wert, obwohl die Polizisten vieles selbst machen. „Wir haben auch schon aus alten Polizeisocken Puppen gebastelt“, schmunzelt Simmerlein. Den Rahmen der Bühne hat die Feuerwehr geschweißt. Die aufwändige Bühnendekoration mit Waldbäumen und Ampeln stammt größtenteils von den Beamten selbst.
In Bayern gibt es außer in Nürnberg auch in München und Weiden Polizeipuppenbühnen. Simmerlein und seine Kollegen touren nicht nur mit dem Verkehrserziehungsstück, sondern auch mit einer Vorstellung für Senioren, in der zum Beispiel vor Trickbetrügern an der Haustür gewarnt wird. „Vor jedem neuen Stück herrscht Aufregung pur“, gesteht Simmerlein.
Aber wenn mal was daneben geht und der Text vergessen wird oder eine Lampe ausfällt, reagieren die Beamten mit Humor: „Dann wird einfach laut gelacht.“ Auch die Kinder in Langwasser haben die Polizisten zum Lachen gebracht: „Der Igel war so lustig“, erzählt der sechsjährige Robert und schüttelt Simmerlein zum Abschied strahlend die Hand. „Dafür lohnt es sich“, sagt Simmerlein zufrieden und packt seine Handpuppen zusammen mit dem Rest der Bühne in das große Polizeipuppenbühne-Mobil. Der nächste Kindergarten wartet schon. Sarah Stendel