Mit Fußfesseln vor die Richter

In Augsburg beginnt der Prozess gegen die Brüder, die einen Polizisten (? 41) erschossen haben sollen. Dessen Witwe und eine angeschossene Kollegin sind Nebenklägerinnen. Die AZ erklärt den Fall
John Schneider |
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Stehen ab Donnerstag in Augsburg vor Gericht: Raimund M. (l.) und Rudi R. sollen einen Polizisten erschossen haben.
dpa Stehen ab Donnerstag in Augsburg vor Gericht: Raimund M. (l.) und Rudi R. sollen einen Polizisten erschossen haben.

In Augsburg beginnt der Prozess gegen die Brüder, die einen Polizisten († 41) erschossen haben sollen. Dessen Witwe und eine angeschossene Kollegin sind Nebenklägerinnen. Die AZ erklärt den Fall

AUGSBURG Es wird ein zäher und langwieriger Indizienprozess. Das ist schon vor dem heutigen Beginn der Verhandlung im Augsburger Justizzentrum klar. Nicht die einzige Parallele zum letzten großen Mordfall, der in Augsburg verhandelt wurde: der Prozess gegen den Mörder von Ursula Herrmann (†10).
Das Medieninteresse ist riesig, auch dies eine Parallele zum Ursula-Herrmann-Prozess. Knapp die Hälfte der 120 Plätze sind heute für die Journalisten reserviert.
Angeklagt wegen Mordes sind die Brüder Raimund M. (59) und Rudi R. (57). Sie sollen am 28. Oktober 2011 den Augsburger Polizisten Matthias Vieth (†41) erschossen und dessen Kollegin Diana K. – sie tritt wie die Witwe Vieths als Nebenklägerin auf – angeschossen haben. Dazu wollen ihnen die Ankläger vier Raubüberfälle in Ingolstadt und Augsburg zwischen 1999 und 2011 nachweisen.

49 VERHANDLUNGSTAGE
Die 8. Strafkammer des Landgerichts Augsburg hat einen Mammutprozess vor der Brust. Die komplette Ermittlungsakte umfasst 74 Ordner. Angesetzt sind 49 Verhandlungstage. Mehr als 200 Zeugen und Sachverständige sollen gehört werden. Den Anfang machen heute Polizisten, die am Tatort waren und den Notruf entgegennahmen.

VOR DER TAT
Die Version der Ermittler: Rudi R. und Raimund M. treffen sich am Tattag auf einem Augsburger Parkplatz. Die beiden haben ein Motorrad gestohlen und wollen damit einen weiteren Raubüberfall ausführen. Die Brüder sind schwer bewaffnet, haben zwei Kalaschnikow-Schnellfeuergewehre und zwei halbautomatische Pistolen dabei.

TÖDLICHER ZUFALL
Matthias Vieth und seine damals 30-jährige Kollegin Diana K. sind auf Streife, als ihnen gegen 2.45 Uhr das Motorrad auf dem Parkplatz auffällt. Sie wollen die Brüder kontrollieren, doch die rasen davon.
Nach einer Verfolgungsjagd stellen die Polizisten die verdächtigen Motorradfahrer im Siebentischwald.

DIE SCHÜSSE
Vieth steigt aus seinem Wagen und geht auf die die Brüder zu. Die schießen. Vieth stirbt trotz schusssicherer Weste im Kugelhagel, getroffen von mindestens drei tödlichen Schüssen. Noch als der zweifache Familienvater am Boden liegt, feuern die Männer auf ihn.

DIE ANGEKLAGTEN
Rudi R. soll ein Wiederholungstäter sein: 1975 erschoss er einen Augsburger Polizisten und wurde dafür 1976 verurteilt. Knapp 20 Jahre später kam er wieder raus. Sein Bruder Raimund M. heiratete in den 70ern, nahm den Namen seiner Frau an. Er arbeitete als Platzwart für einen Tennisclub, dort bekam er Kontakt zu einem Augsburger Richter.

DIE FLUCHTPLÄNE
Diesen Richter wollte M. angeblich nach einem geplanten Ausbruch entführen, um seinen Bruder frei zu pressen. Das erzählte ein Zellengenosse. Das Gericht reagiert auf diese Pläne mit Sicherheitskontrollen und wird die Angeklagten wohl mit Fußfesseln vorführen lassen.
Im Fall von Ursula Herrmann kamen die Augsburger Richter übrigens trotz des standhaften Leugnens des Angeklagten zu einem Schuldspruch. Eine weitere Parallele zum heute beginnenden Prozess?

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