Mit einem Klick vor Gericht

Tappte eine Nürnbergerin in eine Abofalle im Internet? Der Anbieter verklagte sie jetzt...
NÜRNBERG Ein folgenreicher Klick brachte eine Nürnbergerin am Dienstag vor Gericht! Ende letzten Jahres suchte sie online nach einer Mitfahrgelegenheit. Auf der Plattform www.drive2u.de, die sich selbst „Deutschlands faire Mitfahrzentrale“ nennt, dachte sie, an der richtigen Adresse zu sein. Um auf die scheinbar kostenlose Datenbank zugreifen zu können, hinterließ sie arglos all ihre persönlichen Daten – nicht ahnend, welche Folgen das haben würde.
Der Anbieter forderte kurz darauf 96 Euro von ihr, behauptete, sie habe ein Jahresabo abgeschlossen. Die Nürnbergerin hingegen ist sich sicher, nie einem Vertrag zugestimmt zu haben. Sie zahlte nicht. Die Firma fackelte nicht lange und verklagte sie.
Der Kläger ist kein unbeschriebenes Blatt
Das Verfahren gestern vor dem Amtsgericht Nürnberg verfolgte auch Tatjana Halm, Juristin der Verbraucherzentrale Bayern, mit großem Interesse. Denn sie weiß: „Abofallen sind zum Massenphänomen geworden.“ Der Kläger sei zudem kein unbeschriebenes Blatt mehr. Auf zahlreichen Foren im Netz tauschen sich Betroffene über die Methoden der Firma aus.
Halm erklärt, warum Anbieter dubioser Seiten so schwer zu fassen sind: „Sie tarnen ihre Seiten mit allen Mitteln als kostenlose Angebote, suchen nach jedem Gerichtsurteil neue Schlupflöcher.“ Ein gesetzlicher Schutz der Verbraucher fehle immer noch. Sie rät: „Sobald Daten abgefragt werden, ist immer Vorsicht geboten.“
Die Beklagte trug am Ende zumindest einen Teilsieg davon. Richter Walter Groß empfahl den Parteien, sich zu einigen, um sich eine aufwändige Beweisaufnahme zu sparen. Die bereits angefallenen Kosten wurden geteilt. mp