Mit dem Leih-Nazi in der Satire-Peep-Show

Rachefeldzug gegen die Strategen der Verblödung: „Lachdichter“ Sigi Zimmerschied im Gostner.
von  Abendzeitung
Furios gespielte Kabarett-Lesung: Sigi Zimmerschied.
Furios gespielte Kabarett-Lesung: Sigi Zimmerschied. © Klaus Schillinger

NÜRNBERG - Rachefeldzug gegen die Strategen der Verblödung: „Lachdichter“ Sigi Zimmerschied im Gostner.

Aus dem erhofften Drehbuch wird eine Drehscheibe, aus der Fernseh-Karriere eine Peep-Show im Keller eines Psycho-Klempners aus der McKinsey-Sekte. Dort trifft der „Lachdichter“, der sich vom Passauer „Urgestein“ umtherapieren hat lassen zum Goldzahn-Imam für die oberbayerische Islamisten-Gemeinde, dann auch den Berufskollegen Josef Hader, der als Leih-Nazi und „Österreicher für die Ossis“ jetzt mal „weniger Hirn, mehr Arsch“ zeigen soll. Szene aus einem Film, den es nie gab. Wie viele andere, die der Gunstgewerbetreibende Sigi Zimmerschied den bayerischen Rundfunktionären erfolglos andiente. Im neuen Solo „Lachdichter“ lässt er mit „Kabarett-Fetzen aus unerhörten Texten“ sein ganzes Panoptikum als Racheengel über die Strategen der Verblödung herfallen. Höllisches Gelächter im Gostner Hoftheater für den „Quotenkiller“.

Schon im letzten Solo „Zeitgeister“ (das er heute im Hubertussaal zeigt) kreiste Zimmerschied um die durchschlagende Wirkungslosigkeit seiner Zunft. Der Nachschlag fällt noch galliger und geradliniger aus. Eine Passauer Passion, Stoffsammlung im Schnelldurchlauf: vom Ministranten-Mutanten (zwischen „Genitalgeißeln“ und „Hostien-Heilfasten“) über Pflegefall-Beamte und Bayernwald-Roadmovie hinein in die eigene, eine Halbzeit füllende Demütigung: der Untertanen-Fingerzeig der ablehnenden Redakteure begegnet den Schrotkugeln im Hintern des aufmüpfigen Künstlers im Wohnwagen-Milieu.

Zimmerschied liefert in saftiger Lesung großartig verzahnte Schauspieler-Miniaturen, erreicht im grotesken Aufblasen der Figuren eine unfassbar zeitlose Vitalität und lagert Pointen auf Schwarzpulver. Wo die meisten Massenmörder Abitur haben und die „formale Zensur die inhaltliche Ebene abgelöst“ hat, geht’s nicht mehr um Bildung. Sondern Humor-Narkose im TV-Kabarett: „Ich würde mir das nicht gefallen lassen“, sagt Z, der Kugelblitz. Und schlägt ein. Andreas Radlmaier

Die „Lachdichter“-Vorstellungen im Gostner (bis 30.1.) sind ausverkauft. Neue Termine sind geplant. Info: Tel. 261510

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