Mit dem Geist von 2018: Eintracht hofft auf Pokal-Sensation

Im Pokal-Halbfinale bei Bayern München ist Eintracht Frankfurt nur Außenseiter. Diese Rolle liegt den Cup-Spezialisten vom Main aber ganz gut. Wie zuletzt schon 2017 und 2018 wollen die Hessen zum Endspiel nach Berlin reisen.
von  dpa
Frankfurts Trainer Adi Hütter vor einem Spiel. Foto: Stuart Franklin/Getty Images Europe/Pool/dpa/Archivbild
Frankfurts Trainer Adi Hütter vor einem Spiel. Foto: Stuart Franklin/Getty Images Europe/Pool/dpa/Archivbild © dpa

Frankfurt/Main (dpa/lhe) - Vor dem schweren Gang nach München hat sich Adi Hütter im Fernsehen noch einmal das Pokal-Endspiel von 2018 angeschaut. "Das war emotional ergreifend", erzählte der Trainer von Eintracht Frankfurt vor dem Halbfinale im DFB-Pokal bei den übermächtigen Bayern am heutigen Mittwoch. "Diese Emotionen müssen wir mitnehmen. Wir fahren nach München, um das Unmögliche möglich zu machen. Die Mannschaft ist heiß."

Die Triumph-Bilder nach dem 3:1-Sieg in Berlin und vom legendären Empfang am Main mit dem Party-Finale auf dem Römer haben sich bei den Hessen ins kollektive Gedächtnis gebrannt - und sollen sie zu neuen sportlichen Heldentaten beflügeln. "Wichtig ist, dass man daran glaubt. 2018 waren die Bayern auch Favorit", betonte Hütter am Dienstag.

Die Wetten stehen klar gegen die Eintracht - das weiß auch Fredi Bobic. "Keine Frage: Das ist die schwerste aller möglichen Konstellationen. Wir sind in einer absoluten Außenseiterrolle", sagte Frankfurts Sportvorstand. "Aber wir werden nichts herschenken und alles versuchen, um die Überraschung zu schaffen und unseren Traum vom Finale dennoch zu verwirklichen."

Die Eintracht hat nichts zu verlieren, denn an einen Sieg in der leeren Allianz-Arena glauben wohl nur die kühnsten Optimisten. Zu stark haben sich die Bayern nach der Corona-Zwangspause bisher präsentiert. Fünf Spiele, fünf Siege mit 17:4 Toren - so lautet die beeindruckende Bilanz des Rekordmeisters. "Die Bayern haben eine tolle Mannschaft, die immer Lösungen parat hat. Sie sind der Favorit", betonte Hütter. "Wir müssen einen perfekten Tag haben."

Erst vor zweieinhalb Wochen mussten die Frankfurter bei der 2:5-Niederlage in der Bundesliga die Überlegenheit des Star-Ensembles von der Isar um Top-Torjäger Robert Lewandowski anerkennen. "Bayern ist aktuell eine Übermannschaft. Nichtsdestotrotz ist es ein Spiel und wir werden versuchen, so gut es geht zu bestehen", sagte Sportdirektor Bruno Hübner. Denn der Pokal hat bekanntlich seine eigenen Gesetze.

Kampflos wollen die Frankfurter dem Rekord-Pokalsieger die Berlin-Tickets jedenfalls nicht überlassen. "Wenn es nach den Prognosen geht, dürften wir gar nicht hinfahren. Wir werden alles versuchen, um eine Überraschung zu schaffen", versprach Hütter und betonte: "Jede Mannschaft ist in gewissen Momenten zu knacken."

Allerdings präsentierte sich der fünfmalige Cup-Gewinner beim jüngsten 0:2 im Rhein-Main-Derby gegen den FSV Mainz 05 erschreckend schwach - und in München fehlt auch noch der im DFB-Pokal gesperrte Filip Kostic. "Er ist natürlich ein Schlüsselspieler. Wir müssen versuchen, ihn kollektiv zu ersetzen", sagte Hütter.

Die letzte Bayern-Niederlage liegt mittlerweile schon ein halbes Jahr zurück. Am 7. Dezember 2019 verlor der souveräne Bundesliga-Spitzenreiter mit 1:2 bei Borussia Mönchengladbach. Für Mittelfeldspieler Sebastian Rode steht daher fest: "Wir brauchen einen absoluten Sahnetag, an dem alles passt. Jeder muss für den anderen kämpfen, damit wir unser Ziel erreichen. Es ist ein Pokalspiel, da ist alles möglich."

Beim Triumph 2018 war Rode nicht dabei - wie auch Torwart Kevin Trapp. "Ich habe es damals von Paris aus mitverfolgt", erzählte der 29-Jährige in einem DFB-Interview. "Ich hatte Gänsehaut, als ich die Bilder aus dem Spiel und die Szenen bei der Ankunft in Frankfurt gesehen habe."

Solche Bilder könnten sich selbst im Erfolgsfall wegen der Corona-Krise momentan nicht wiederholen. Doch auch wenn man nicht mit den Fans feiern könne, bleibt für Hütter eine große sportliche Motivation: "Es geht um einen Titel."

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