Mit 80 km/h ohne Fahrer durch Nürnberg
NÜRNBERG - Nach der U 3 fährt nun auch die U2 ganz automatisch – im 100-Sekunden-Takt ohne Fahrer durch den Untergrund Nürnbergs
Der Blick durch die Scheibe irritiert immer noch. Denn vorne, wo sonst der Fahrer sein müsste ist nichts. Computergesteuert fährt die U 3 bereits seit Mai 2008 durch Nürnbergs Untergrund. Seit gestern hat die Zukunft nun auch auf der Linie U 2 mit ihren 13,5 Kilometern Länge Einzug erhalten. Vier so genannte Kurzzüge mit einem maximalen Fassungsvermögen von 320 Passagieren verkehren dort fahrerlos – neben zehn konventionellen Zügen mit Fahrern. Ab dem 2. Januar soll der Betrieb dann komplett auf die fahrerlose U-Bahn umgestellt sein. „So können wir einen wesentlich kürzeren Takt fahren“, erklärt Rainer Müller, Technik-Vorstand der VAG. Bestenfalls verkehren die Züge dann alle 100 Sekunden. „Engpässe ergeben sich so keine“, so Müller. Denn zwar fassen die Kurzzüge nur halb so viele Menschen wie die bisher eingesetzten Langzüge. Sie fahren jedoch dafür doppelt so häufig. Diese Steigerung der Taktfrequenz ist aber nur im fahrerlosen Betrieb möglich. „Mit Fahrern könnten wir das weder personell noch technisch leisten“, erklärt Müller.
Um die Kapazität zu erhöhen, werden zu Stoßzeiten Langzüge eingesetzt
Da die Passagiere ab sofort nicht mehr mit längeren Wartezeiten rechnen müssen, „steigern wir die Attraktivität der Nürnberger U-Bahn enorm“, ist sich Müller sicher. Um auch zu den Stoßzeiten zwischen 7.15 und 7.45 Uhr, wenn die Schüler unterwegs sind, genügend Kapazitäten zu haben, setzt die VAG zusätzlich ein paar Langzüge auf der Linie 2 ein. „Die können aber innerhalb von 20 bis 40 Sekunden am Endbahnhof automatisch wieder getrennt – oder wenn wir wieder Langzüge brauchen, aneinander gekuppelt – werden“, erklärt der Projektleiter für die Automatische U-Bahn, Andreas May. Ab dem 2. Januar stehen insgesamt 20 neue Züge des Typs DT3 zur Verfügung, Höchstgeschwindigkeit sind 80 Stundenkilometer. „Allerdings erreichen wir dieses Tempo selten“, sagt May. Die Höchstgeschwindigkeit würde nur dann gefahren, wenn man Verzögerungen an den Bahnsteigen ausgleichen will.
Die Umstellung auf Automatik-Betrieb hat keine Entlassungen zur Folge
„Durch die Umstellung auf den Automatik-Betrieb werden bei uns keine Mitarbeiter entlassen“, sagt Müller. „Aber wir müssen auch keine neuen Mitarbeiter einstellen.“ Die bisherigen Zugführer werden nun als zusätzliches Service-Personal auf der Strecke eingesetzt. mm
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