Missbrauch: Papstbruder weiß nichts

Georg Ratzinger leitete die Domspatzen – von Übergriffen will er nichts mitbekommen haben

Der Papstbruder wehrt ab: Georg Ratzinger, ehemaliger Leiter der Regensburger Domspatzen, will von den Missbrauchsfällen (AZ berichtete) nichts mitbekommen haben. Mehr wollte er dazu nicht sagen – und verwies auf die zuständige Diözese Regensburg.

Der Hintergrund: Am Donnerstag war bekannt geworden, dass es auch bei den Domspatzen – einer der ältesten und berühmtesten Knabenchöre der Welt – Schläge, sexuelle Übergriffe und brutale Erziehungsmethoden gegeben haben soll. Sie fanden in den 50er und 60er Jahren statt. „Aktuelle Fälle sind uns nicht bekannt“, sagte Bischofs-Sprecher Clemens Neck.

Er ging auf konkrete Fragen zu Ratzinger nicht ein: „Wir sprechen mit allen Menschen, die uns weiterhelfen können.“ Georg Ratzinger (86), Bruder von Papst Benedikt XVI., war von 1964 bis 1994 bei den Domspatzen und leitete in diesem Zeitraum den Chor.

Dass das Bistum die Fälle so spät bekannt gibt, erklärte Neck damit, dass sich jetzt erst Missbrauchsopfer gemeldet hätten. Insgesamt stellte er fünf Fälle im Bereich des Bistums vor. Zwei davon stehen in Verbindung mit den Domspatzen. Die Buben mussten offenbar vielerlei Demütigungen ertragen. So wurde ein Schüler dazu gezwungen, sein Erbrochenes zu essen.

Besonders brutal soll der Leiter der früheren Domspatzen-Vorschule in Etterzhausen bei Regensburg zugeschlagen haben, sagte ein Ex-Domspatz. „Der Direktor dort war ein ausgewiesener Sadist, der geprügelt hat noch und noch“, berichtete der heutige Arzt. Manche Kinder hätten vor Angst in die Hose gemacht. „Das hatte zur Folge, dass es noch stärkere Prügelstrafen gab.“