Missbrauch beim Reiten
NÜRNBERG/AUGSBURG - Skandal bei der evangelischen Kirche in Nürnberg: Ein Heimleiter soll Mädchen sexuell missbraucht und geschlagen haben – er ist pensioniert, doch bis heute bietet er Reittherapie für Kinder an
Ein neuer Missbrauchsfall erschüttert die evangelische Kirche: Der ehemalige Heimleiter des Martin-Luther-Hauses in Nürnberg soll in den 70er und 80er Jahren ein Mädchen sexuell misshandelt haben.
Die Frau ist heute 42, sie sagt, der damalige Heimleiter habe sie tagelang in ein dunkles Raucherzimmer gesperrt, „seine Zunge zwischen die Lippen gesteckt“ und mit den Händen ihren Intimbereich berührt. Außerdem habe er nicht nur sie, sondern auch andere Mädchen mit Prügeln bestraft – wenn sie etwa beim Gottesdienst nicht mitgesungen hätten. Bei der Reittherapie soll der heute 75-Jährige den Mädchen zwischen die Beine gefasst haben, auch beim Duschen soll er ihnen zugeschaut haben.
1996 wurde der Heimleiter von direkten pädagogischen Aufgaben entbunden, weil er mit einer Jugendlichen im Zelt übernachtet hatte – für diesen Schritt war der damalige Nürnberger Dekan Johannes Friedrich verantwortlich, heute ist er Landesbischof. Aber der nun pensionierte Heimleiter hat bis heute Kontakt zu Kindern: Er bietet Reittherapie an. Dass er früher geschlagen hat, gibt der Mann zu. Den Missbrauch streitet er ab.
Der Sprecher der Stadtmission sagte, man wolle den Fall aufklären. Auch in Augsburg wird aufgeklärt: Dort untersucht ein Sonderermittler die Missbrauchsvorwürfe gegen den Bischof Walter Mixa.
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