Mintal-Abschied: "Wir werden alle weinen"
NÜRNBERG Das letzte Heimspiel der Saison, das Duell am Samstag gegen die TSG Hoffenheim, sorgt bei den Club-Profis für zwiespältige Gefühle.
Da ist zum einen die sportliche Komponente, Mainz trotz fünf Punkten Rückstand doch noch irgendwie von Europa- League-Platz fünf verdrängen zu können. Nahezu unlösbar. Eine andere Aufgabe wird den Schützlingen von Trainer Dieter Hecking sogar noch schwerer fallen: die offizielle Verabschiedung von Fan-Idol Marek Mintal vor dem Anpfiff. Kapitän Andreas Wolf weiß schon jetzt: „Da werden die Emotionen im ganzen Stadion hochgehen. Wir werden gemeinsam weinen!“
"Emotionen im ganzen Stadion"
Sieg, Remis oder Niederlage erscheinen plötzlich nicht mehr so wichtig. „So ist es dann auch wieder nicht“, versichert Wolf. Schließlich gelte es, noch einen positiven Abschluss unter eine auch ohne folgende Europa-Tournee grandiose Saison mit den Fans zu feiern.
Und, auch das weiß Wolf: „Es geht ja auch noch irgendwie um die Fernseh-Tabelle.“ Pro Platz, um den sich der Club in der Dreijahres-Wertung verbessert, winken satte 800.000 Euro an zusätzlicher Prämie aus dem TV-Topf.
Wolf und Gündogan werden noch nicht verabschiedet
Wolf selbst, dessen Vertragspoker sich bereits seit den ersten konkreten Gesprächen im Januar hinzieht, „weiß nicht, ob auch ich am Samstag verabschiedet werde“. Tendenz? Keine, denn: „Da bin ich der falsche Ansprechpartner. Ich bin ja nicht am Zug.“
Die gleiche Position reklamiert allerdings auch Martin Bader für sich. Wiederholt hat der Club-Manager erklärt, dass er trotz reduziertem Fixgehalt „unser Angebot für sehr seriös“ hält. Und: „Ich werde Wolfi bestimmt nicht jetzt verabschieden, um ihn in vier Wochen eventuell als Neuzugang zu präsentieren.“ Gleiches gilt übrigens für Ilkay Gündogan, der gleich von zwei Bräuten – Borussia Dortmund und dem Hamburger SV – umgarnt wird.
Zum Tagesgeschäft: „Ich glaube nicht, dass sich Mainz das jetzt noch nehmen lässt“, sagt Wolf über Platz 5 und Europa. „Na ja“, meint Philipp Wollscheid, sein Partner in der Innenverteidigung, „so ganz ist der Zug noch nicht abgefahren. Wir werden jedenfalls alles in die Waagschale werfen.“
Es gibt keine „mittlere Stimmungslage“
Obwohl der 22-jährige Senkrechtstarter erst seit einem guten Jahr regelmäßig bei den Profis mittrainiert und seit vergangenem November aus der Startelf nicht mehr wegzudenken ist, wird auch Wollscheid am Samstag mit den Tränen zu kämpfen haben: „Ich bin froh, und es macht mich richtig stolz, dass ich so einen herausragenden Typen wie Marek Mintal kennenlernen und sogar mit ihm zusammen spielen durfte.“
Genau das macht den Club wohl so einzigartig: Er ist ein Verein mit großen Emotionen. Zwischen himmelhoch jauchzend, aktuell wegen der Erfolge in dieser Saison, und zu Tode betrübt, diesmal wegen Mareks Abschied, gibt es eben keine „mittlere Stimmungslage“, mit der ein Club-Fan leben könnte – oder möchte.
Markus Löser