Minister verlangt bei Streit um NS-Raubkunst Transparenz
Im Streit um mögliche NS-Raubkunst bei den Bayerischen Staatsgemäldesammlungen verlangt Bayerns Kunstminister Markus Blume (CSU) nun die Veröffentlichung von möglichen Kunstwerken. Bei der "vertieften Auseinandersetzung" mit der Praxis der sogenannten Provenienzforschung bei den Staatsgemäldesammlungen seien "noch Fragen offengeblieben" beziehungsweise sei "Raum für Missverständnisse und Fehlinterpretationen entstanden", sagte Blume.
Die Nachfahren von jüdischen Kunstbesitzern, denen die Nationalsozialisten wohl Werke geraubt hatten, und deren Rechtsanwälte hatten zuvor die bayerische Staatsregierung scharf kritisiert. Sie hatten mehr Transparenz, Aufklärung und Tempo bei der Provenienzforschung verlangt.
Interne Liste über rund 1000 Kunstwerke
Dabei geht es darum, die Geschichte von Kulturgütern zu dokumentieren, insbesondere auch, um Raub- und Beutekunst an die rechtmäßigen Eigentümer zurückzugeben. Diese Rückgabe wird als Restitution bezeichnet. An diesem Mittwoch ist das Thema auch im Ausschuss für Wissenschaft und Kunst des Landtags in München. Die "Süddeutsche Zeitung" hatte berichtet, dass es eine interne, nicht für die Öffentlichkeit bestimmte Liste gebe, die 200 Werke der Staatsgemäldesammlungen als rot markiert kennzeichnet (Raubkunst) und zudem 800 als orange (Raubkunstverdacht).
Die Staatsgemäldesammlungen betreiben einige der bekanntesten Kunstmuseen Deutschlands, unter anderem die Münchner Pinakotheken. "Wir gehen nach unserem derzeitigen Kenntnisstand davon aus, dass die Bayerischen Staatsgemäldesammlungen nach bestem Wissen und Gewissen Provenienzforschung betreiben und Restitutionsfälle behandelt haben", sagte Blume.
Auch Minister sieht die Notwendigkeit von mehr Transparenz
Der Minister betonte aber auch: "Es braucht mehr Transparenz, Nachvollziehbarkeit und Einheitlichkeit." Er forderte die Staatsgemäldesammlungen daher auf, bei der Klassifizierung der Kunstwerke künftig die Standards des Deutschen Zentrums Kulturgutverluste anzuwenden. Alle nach diesen Vorgaben als "rot" oder "orange" zu markierenden Fälle müssten auf der Datenbank Lost Art, wo Menschen nach geraubtem Kulturgut suchen können, veröffentlicht werden.
Bei allen als höchstwahrscheinlich Raubkunst eingestuften Werken soll es schnellstmöglich eine Tiefenrecherche geben. Zudem sollen auch weitere Ergebnisse der Provenienzforschung veröffentlicht werden. Für die systematische Einschätzung aller bisher nicht geprüften Kunstwerke soll bis Ende 2026 ein verbindlicher Zeitplan stehen. Blume kündigte zusätzliche Finanzmittel und Stellen für die Arbeit an. Dafür stünde eine Million Euro zur Verfügung.
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