Millionenschaden: Bayerisches Kulturdenkmal teilweise gesperrt

Im August 2023 wütete ein Unwetter in Bayern, wobei auch ein bekanntes Kloster schwer beschädigt worden ist. Wie viel Spendengeld für den Wiederaufbau benötigt wird und was noch repariert werden muss.
von  Maximilian Neumair
Die mit riesigen Planen geschützte Klosteranlage Benediktbeuern. So soll verhindert werden, dass weitererRegen in die durch den Hagelsturm 2023beschädigten Dächer eindringt.
Die mit riesigen Planen geschützte Klosteranlage Benediktbeuern. So soll verhindert werden, dass weitererRegen in die durch den Hagelsturm 2023beschädigten Dächer eindringt. © Kloster Benediktbeuern

Benediktbeuern - Fassungslose Blicke haften noch immer an den aufgequollenen Wänden und Decken. Kopfschütteln angesichts der klaffenden Lücken im teils abgetragenen Holzboden im Dachgeschoss.

Auch knapp ein Jahr nach dem großen Hagelsturm im August 2023 in Benediktbeuern (AZ berichtete) kann noch keiner der Menschen hier so richtig glauben, was geschehen ist. Heinz Menz, Direktor der Mitbrüdergemeinschaft der Salesianer Don Boscos, eine katholische Ordensgemeinschaft im Kloster Benediktbeuern, erzählt im Gespräch mit der AZ davon, wie sehr sich die Erinnerung an das Unwetter in die Köpfe der Bewohner gegraben habe. Wann immer dunkle Gewitterwolken aufziehen, flüchten mittlerweile alle in ihre Häuser.

Nach Hagelsturm: So repariert Benediktbeuern sein Kloster

Besonders über das Kloster machten sich die Verantwortlichen in solchen Momenten sogleich Sorgen: Was, wenn die mühevoll über die Dächer gespannten Planen vom Sturm heruntergerissen werden und erneut die Dächer den herabstürzenden Wassermassen ausgeliefert sind? Doch die Einwohner von Benediktbeuern wollen selbst bei dunklen Gewitterwolken nicht schwarz sehen:

"Der Zusammenhalt in der Bevölkerung ist sehr, sehr stark", sagt Menz. Auch im Kloster selbst packen alle gemeinsam beim Wiederaufbau mit an: vom Zentrum für Umwelt und Kultur (ZUK) über die Jugendherberge bis hin zur Pfarrei St. Benedikt ‒ alles koordiniert vom Verwaltungs- und Wirtschaftsleiter Hilmar Gries.

Eine Plane ist über den vom Wasser beschädigten Boden im ehemaligen Studentenwohnheim ausgelegt.
Eine Plane ist über den vom Wasser beschädigten Boden im ehemaligen Studentenwohnheim ausgelegt. © Maximilian Neumair

Er führt zusammen mit vielen weiteren Vertretern des Klosters am Mittwochvormittag durch die Anlage. Zeigt, was innerhalb des vergangenen Jahres schon geschafft wurde. Und was noch immer geschultert werden muss. Er bleibt stehen bei einer Wand mit vielen blauen Kästen, so zahlreich, dass sie fast schon eine neue Tapete sein könnten. "Infrarotplatten", klärt er auf, "die trocknen nicht zu aggressiv. Sonst würden Folgeschäden und Risse entstehen."

Auch die Planen im einstigen Studentenwohnheim, die den kaputten Boden verbergen, zeugen von den nachhaltigen Schäden der Anlage. Das Dach war hier sowie an einigen anderen Stellen des Klosters nicht verschalt. Heißt: Es regnete in die Innenräume hinein, wo auch immer die Hagelkörner ihre Löcher ins Dach geschlagen hatten.

So groß ist der Schaden beim Kloster

Doch es gibt auch schon große Erfolge: Bereits 4000 Fenster wurden neu verglast und schon Ende dieses Jahres sollen die Dächer wieder allesamt repariert und mit Unterschalen verstärkt worden sein. Damit hätte sich das Kloster bereits um das größte Sorgenkind gekümmert ‒ und zugleich die einzig mögliche Prävention für zukünftige Hagelschauer installiert. Denn: "Glasschaden werden wir nicht vermeiden können", sagt Wirtschaftsleiter Gries. Weiter heißt es: "Die Außenfassade hat historischen Schutz. Da lässt sich präventiv nichts machen."

Wie groß der Schaden bei der Klosteranlage insgesamt ist, kann aktuell noch immer nicht gesagt werden. Franz Wasensteiner, der Einrichtungsleiter des Klosters, schätzt einen "mehrstelligen Millionenbetrag". Die Anlage sei zwar versichert, aber dadurch ließe sich nur ein Teil der Schäden begleichen.

Konkretere Zahlen gibt es zur denkmalgeschützten Basilika St. Benedikt: Der Schaden liegt bei 7,3 Millionen Euro ‒ Tendenz steigend. Hier wird zwar der gesamte Hagelschaden (3,5 Millionen Euro) von der Versicherung übernommen. Allerdings sind dem Kloster erst bei den Reparaturplanungen die Ausmaße der bereits länger bekannten statischen Probleme bewusst geworden.

Ein Riss in der Decke der Basilika St. Benedikt. Diese darf derzeit nicht betreten werden.
Ein Riss in der Decke der Basilika St. Benedikt. Diese darf derzeit nicht betreten werden. © Maximilian Neumair

"Es kann nicht ausgeschlossen werden, dass Stuckteile herunterfallen", sagt Pfarrmesner Höck

Der Westgiebel neigt sich um bis zu 22 Zentimeter nach außen. Und an der Decke tun sich wegen der ungleich verteilten Lasten bereits Risse auf. Um die Basilika wieder vollends zu stabilisieren, fehlen laut Pfarrmesner Christian Höck 465.000 Euro, die nicht von staatlichen Zuschüssen, eigenen Rücklagen und Hilfen der Kirche abgedeckt werden. In Medienberichten war zuletzt die Rede von "Einsturzgefahr". Höck erklärt der AZ, was genau das Problem ist:

"Es kann nicht ausgeschlossen werden, dass Stuckteile herunterfallen." Eine akute Einsturzgefahr bestehe jedoch nicht. Um niemanden zu gefährden, ist die Basilika dennoch teilweise gesperrt (das Kirchenschiff ist derzeit nicht zugänglich). Einrichtungsleiter Wasensteiner ergänzt: "Grundsätzlich ist der gesamte Klosterbereich vollkommen sicher und man kann sich ohne Bedenken frei bewegen." Inzwischen haben der Klosterladen und die Gastronomiebetriebe rund um das Gelände, wie etwa Klostercafé, Kräutercafé und das Bräustüberl wieder geöffnet. Auch Konzerte, Führungen und Kunstausstellungen finden bereits wieder statt. 

Derzeit können etwa 35 Prozent der eigentlichen Fläche nicht genutzt werden, sagt Benedikt Hartmann, Leiter des ZUK. Das erschwere auch das alltägliche Arbeiten für die Beschäftigten spürbar. Beim Rundgang wird etwa ein Büro gezeigt, vor dessen Fenster eine Plane hängt. Eine Mitarbeiterin berichtet außerdem von Putz, der hin und wieder von der Decke bröselt.

Bis die gesamte Klosteranlage einmal wieder so aussieht wie früher, wird es laut den Verantwortlichen noch mehrere Jahre dauern. "Wir sind sehr stark auf Spenden angewiesen", sagt Einrichtungsleiter Wasensteiner. Nur so könnten sie ihr "Juwel" wieder herrichten. Schritt für Schritt.

Hier können Sie spenden:
Salesianer Don Boscos
Sparkasse Bad Tölz-Wolfratshausen
IBAN: DE38700543060190006700
Spendenzweck: Zukunft Kloster & ZUK

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