Millionenbetrüger betrieb Sexclub
Thomas J. (43) zockte seine Kunden mit Handys ab und floh mit einem Komplizen (32) nach Venezuela.
NÜRNBERG „Ich bin Fischer“, gab Millionenbetrüger Thomas J. (43) gestern als Beruf vor dem Nürnberger Landgericht an. Diese Arbeit habe er zuletzt in Venezuela ausgeübt, wohin er mit der Beute und seinem noch verschwundenen Komplizen Alexander G. (32) geflüchtet war.
Es war schon ein starkes Stück: Exakt 1015887,50 Euro hatte der Meisterbetrüger aus Fischbach in nur fünf Tagen für 4750 Nokia-Handys vorab kassiert. Die sechs geprellten Abnehmer erhielten bislang weder die bestellte Ware noch ihr Geld zurück.
Hat die Polizei geschlampt?
„Weil die Polizei so lang rumgemacht hat, konnten die Täter locker verschwinden“, behauptete Frank J., einer der Betroffenen aus dem ganzen Bundesgebiet. Am Morgen des 25. Juli 2007 habe er den Betrug in Nürnberg angezeigt. „Aber die Vernehmung hat sich solange hingezogen. Ich saß ja bis zum Nachmittag bei der Kripo.“ Da war das Betrüger-Duo längst weg...
Und so lief der Coup ab: Der Berliner Alexander G. gründete Ende 2006 in Altdorf den Mobiltelefon-Großhandel „Celag“, den er mit Thomas J. betrieb. Sie lieferten zu Dumpingpreisen und branchenüblich gegen Vorkasse Handys an Großkunden. „Anfangs auch ganz zuverlässig: Die haben uns in Sicherheit gewiegt“, stellte Frank J. fest. „Dann haben sie zugelangt.“ Die Kunden hatten Vertrauen gefasst und mehr bestellt. Doch das Geschäft platzte.
Die Ware lagerte zwar bereits bei einer Spedition, doch sie durfte nicht an die sechs Kunden ausgeliefert werden – weil die Angeklagten ihren Lieferanten nicht bezahlt hatten. Obwohl bereits über eine Million Euro Kundengelder auf ihrem Nürnberger Postbankkonto lagen. Sie hoben die stattliche Summe am 25. Juli 2007 in bar ab, die Bank hatte dafür extra Security-Personal bestellt. Dann war das Duo verschwunden.
Geprellte Händler reisten dem Duo nach
Eine Internationale Fahndung lief, in Venezuela wurden sie aufgestöbert. Selbst einige geprellte, großteils ruinierten Händler reisten dem Duo nach oder setzten Privatdetektive an. Heraus kam, dass Thomas J. auf der Isla Magarita vor Venezuela einen Swingerclub betrieb – „für aufgeschlossene, lebenslustige Menschen“. Im Preis für den All Inclusive-Urlaub war eine Begleiterin enthalten.
Im Oktober 2008 kehrte Thomas J. entnervt nach Deutschland zurück, weil ihn in Venezuela die Polizei gejagt habe. Nicht, um ihn auszuliefern, sondern um an sein Geld zu kommen. Mit falschem Ausweis mietete er sich in Sachsen zufällig bei einem Polizisten-Paar ein, die den Schmu merkten und ihn anzeigten.
Gestern schwieg er zu den Vorwürfen. Eine Zuschauerin verfolgte den Prozess aufmerksam – die Verlobte des flüchtigen Alexander G. Er weiß nicht, dass sie ihm inzwischen einen Sohn geboren hat.
Der Prozess geht weiter.cis
- Themen:
- Polizei