Millionen-Urteil im Prozess, der Siemens erschütterte

Ex-Manager Wilhelm Schelsky (61) muss 3,2 Millionen Euro zurückzahlen. Auch Forchheims OB im Visier.
von  Abendzeitung
Muss 3,2 Millionen Euro an seinen früheren Arbeitgeber zurückzahlen: Ex-Siemens-Manager Wilhelm Schelsky (61).
Muss 3,2 Millionen Euro an seinen früheren Arbeitgeber zurückzahlen: Ex-Siemens-Manager Wilhelm Schelsky (61). © bayernpress

Ex-Manager Wilhelm Schelsky (61) muss 3,2 Millionen Euro zurückzahlen. Auch Forchheims OB im Visier.

NÜRNBERG/ERLANGEN Er jonglierte mit den Millionen aus der Schwarzen Kasse von Siemens ganz nach Belieben. Doch jetzt blieb Wilhelm Schelsky (61), der Mann für die besonderen Fälle, im finanziellen Sumpf selbst inszenierter Machenschaften stecken. 3,2 Millionen Euro muss er nach einer Entscheidung des Nürnberger Landgerichts an den Konzern zurückzahlen.

Jahrelang war Wilhelm Schelsky der Liebling mächtiger Siemensianer aus der Vorstandsetage. Sie fütterten ihn mit ungeheureren Beträgen (rund 50 Millionen), damit er im Geheimen seine arbeitgeberfreundliche Gewerkschaft AUB ins Leben rufen konnte.

Einen Teil der Gelder zweigte Schelsky aber auch für seine Privatschatulle ab – und für fragwürdiges Sponsoring von diversen Sportvereinen. 2008 verurteilte ihn das Landgericht wegen Steuerhinterziehung und Untreue zu viereinhalb Jahren Haft. Auch gegen mehrere Siemens-Manager sind in dem Zusammenhang Ermittlungsverfahren anhängig.

Das Urteil gegen Schelsky nahm der Erlanger Konzern zum Anlass, einen Teil der zur Verfügung gestellten Gelder von ihm wieder zurückzuverlangen. Und das Landgericht gab Siemens recht. Gestern verkündeten die Richter, dass Schelsky 3,2 Millionen zurückzahlen muss. Rechtsanwalt Jürgen Lubojanski hält dies für kurios. Zur AZ sagte er im Verlauf des Verfahrens: „Das ist so, als würde eine Ehefrau einen Killer mit der Ermordung ihres Mannes beauftragen, um den Täter dann, nach erfolgreicher Ausführung, auf Unterhalt zu verklagen.“

In den Sog der anrüchigen Geldgeschäfte sind unter anderem auch Forchheims Oberbürgermeister Franz Stumpf und der ehemalige Manager der Handball-Damen des 1. FC Nürnberg, Andreas Michallek, geraten. Die Staatsanwaltschaft hat vor über einem Jahr gegen beide Anklage wegen Steuerhinterziehung und Veruntreuung von Arbeitsentgelt erhoben. Ein Prozesstermin wurde aber noch immer nicht anberaumt.

Den Ermittlungen zufolge bezahlte Schelsky mit Siemens-Geldern die Gehälter von Trainern und Handballspielerinnen aus Forchheim und Nürnberg. Um Steuern und Sozialabgaben zu sparen, wurde eigens eine Scheingesellschaft gegründet. Davon hätten nach Einschätzung der Ermittler sowohl Stumpf als auch Manager Michallek gewusst. hr

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