Millionen-Nebeneinkünfte: Das sind Bayerns Topverdiener im Bundestag
München – Seit dem Jahr 2005 wird Transparenz im Deutschen Bundestag großgeschrieben: Damals änderte das Parlament das Abgeordnetengesetz. Die Idee: Wähler sollen nachvollziehen können, wie viel Geld Volksvertreter nebenbei einstecken – und wie nah sie Funktionären aus der Wirtschaft stehen.
Aus einer Analyse der Internet-Plattform abgeordnetenwatch.de und des Nachrichtenmagazins "Spiegel" geht jetzt hervor, wie viel Geld neben der Abgeordnetenentschädigung im Portemonnaie der Politiker landet. Es geht zum Beispiel um Honorar- oder Lohnzahlungen oder Gewinnen aus Unternehmensbeteiligungen.
Das meiste Geld fließt an Unions- und FDP-Abgeordnete – Grüne landen auf Platz 3
Das Erstaunliche: 337 Abgeordnete – fast die Hälfte des Parlaments – haben neben ihren monatlichen Diäten in Höhe von 11.227 Euro weitere Einkünfte. Die meisten Beträge fließen an Unionsvertreter (63 Prozent). Darauf folgen die FDP (59 Prozent) und die Grünen (32 Prozent).
Einige Abgeordnete sind neben ihrem politischen Engagement noch Geschäftsführer von Unternehmen, als Rechtsanwälte tätig oder bekommen Geld, weil sie zum Beispiel in Aufsichtsräten sitzen.
Zum Teil wirft das Fragen auf: Wie eng sind Mitglieder des Bundestags und Wirtschaftsvertreter verbunden und wie unabhängig sind sie wirklich? Wie viel Zeit bleibt Politikern, die einen weiteren Job haben, überhaupt für die Arbeit im Parlament über? Ein Blick auf die Topverdiener aus Bayern, die alle zur CSU gehören.
Sebastian Brehm aus dem Wahlkreis Nürnberg-Nord
Der CSU-Abgeordnete aus der fränkischen Metropole sitzt seit 2017 im Bundestag. Mehr als 7,1 Millionen gibt er an Nebeneinkünften an, geht aus dem Internetauftritt des Deutschen Bundestags hervor. Er übt fünf Geschäftsführungstätigkeiten aus; drei davon in Steuerberatungsgesellschaften.

Mehr als 450 Mandanten vertritt Brehm. Das nimmt wohl einige Zeit in Anspruch – der Hauptfokus muss aber rechtlich gesehen auf der Abgeordnetentätigkeit liegen. Von den Einkünften muss der Politiker eigenen Angaben zufolge noch Mitarbeiter bezahlen.
Alexander Engelhard aus dem Wahlkreis Günzburg
Der CSU-Politiker aus Schwaben sitzt seit dieser Legislatur im Reichstagsgebäude. Mehr als 3,5 Millionen Euro hat er als Betreiber einer Mühle für Bio-Getreide und Zulieferer von Bäckereien sowie Tierfutterproduzenten verdient.

Seinen Angaben zufolge werden Wareneinsatz, Personal- und Energiekosten noch von den Nebeneinkünften abgezogen. Zeit für den Betrieb soll er seit dem Start seiner politischen Karriere kaum noch haben. Der 52-Jährige sitzt im Ausschuss für Umwelt, Naturschutz und Verbraucherschutz.
Bernhard Loos aus dem Wahlkreis München-Nord
Der Volksvertreter aus der bayerischen Landeshauptstadt vermietet gewerbliche Räumlichkeiten in Leipzig und ist ehrenamtlicher Geschäftsführer einer Fachschule.

Mehr als 600.000 Euro springen für den 69-Jährigen dabei heraus, legte er dem Bundestag offen.
Peter Ramsauer aus dem Wahlkreis Traunstein
Seit mehr als 30 Jahren gehört der oberbayerische Abgeordnete dem Deutschen Bundestag an. Wie bereits in der Vergangenheit hat er auch in der laufenden Legislatur viel Geld verdient: fast eine halbe Million.

Er arbeitet als Strategieberater im Auftrag von anonym gehaltenen Mandanten. Außerdem sitzt der 70-Jährige unter anderem im Expertenrat einer Agentur, die zum Teil für eine Versicherung lobbyiert.
Hans-Peter Friedrich aus dem Wahlkreis Hof
Der frühere Innen- und Landwirtschaftsminister ist Mitglied im Beirat einer Vermögens- und Immobilienberatung. Zudem gibt es Verbindungen zu einer Versicherungsgruppe.

Durch Friedrich wird deutlich, wie nah Spitzenpolitiker immer wieder einflussreichen Wirtschaftsunternehmen stehen. Mehr als 200.000 Euro hat der nebenbei als Rechtsanwalt tätige Abgeordnete in der Legislatur erhalten.
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