Millionen für Nürnberg?
NÜRNBERG Schneekanonen contra Naturschutz: Nicht nur Olympia-Werberin Katarina Witt schaut am Sonntag mit Spannung nach Garmisch-Partenkirchen. Auch im Nürnberger Rathaus wird der Bürgerentscheid um die Olympia-Bewerbung (mehr darüber lesen Sie in der Wochenendausgabe Ihrer Abendzeitung) aufmerksam verfolgt. Denn: Nürnberg wird ebenfalls davon profitieren, wenn die Winterspiele unter den fünf Ringen im Jahr 2018 in München und Garmisch stattfinden...
Kommen die Spiele, werden dort mehrere Milliarden Euro investiert. Etwa für den Wanktunnel, der die Wintersportgemeinde vom Schwerlastverkehr entlastet. Oder für den Ausbau der Bahnstrecke von München nach Garmisch. Auch der Bau des zweiten S-Bahn-Tunnels in der Landeshauptstadt (Gesamtkosten bis 3,4 Milliarden Euro) hängt vom Zuschlag für Olympia 2018 ab. Ein Teil der Gelder kommt vom Freistaat.
Ausgleich für Nordbayern
Und das ist die Chance für Nürnberg! „Es ist klar, dass es für diese hohen Investitionen auch einen Ausgleich in Nordbayern geben muss“, sagt Nürnbergs Oberbürgermeister Ulrich Maly (SPD). Solche Forderungen nach einer Kompensation für Rest-Bayern kamen schon von vielen Seiten. Schon bei den Sommerspielen 1972 in München profitierte Franken mit. Damals wurde zum Beispiel nicht nur in der Landeshauptstadt der öffentliche Nahverkehr modernisiert. Auch Nürnberg bekam eine U-Bahn. Die ersten Pegnitzpfeile fuhren am 1. März 1972 – fünf Monate bevor das Olympische Feuer in München brannte.
Für die U-Bahn liegen derzeit keine großen Ausbaupläne mehr vor. „Aber es gibt nur wenige große Verkehrsprojekte in Nordbayern, die als Ausgleich in Frage kommen“, sagt Maly. Das sei zum einen die Elektrifizierung der Bahnstrecke von Nürnberg durchs Pegnitztal nach Marktredwitz. Aber vor allem: der kreuzungsfreie Ausbau des Frankenschnellwegs. Auf 390 Millionen Euro wird der Bau der Frankenröhre, der neuen Zufahrt in die Innenstadt und der Lärmschutzmaßnahmen geschätzt. Derzeit verhandelt Maly mit dem bayerischen Finanzminister über die Höhe des Fördersatzes und den Umfang der förderfähigen Arbeiten. 80 Prozent Zuschuss sollen es schon sein. Das fordert Jochen Kohler, Chef der Schweinauer CSU.
Weil der normale Straßenbau-Etat des Freistaats durch das Projekt Frankenschnellweg gesprengt würde, muss nun eine Sonderlösung verhandelt werden. So wie beim Bau der Straßentunnels am Mittleren Ring in München. An dessen Baukosten beteiligte sich der Freistaat mit 60 Prozent. „Aber in der Staatsregierung weiß man, dass wir in Nürnberg bei weitem nicht so leistungsfähig sind“, sagt Maly. Mit dem Druckmittel Kompensation für die Olympia-Milliarden dürften die Nürnberger die 80-Prozent-Marke leichter erreichen. Voraussetzung: Der Volksentscheid geht pro Olympia aus. Michael Reiner