Milliarden-Loch bei Landesbank?
Die Finanzkrise trifft die BayernLB härter als erwartet: Finanzminister Erwin Huber räumt ein, die Landesbank habe mehr als die bisher erwarteten 100 Millionen Euro abzuschreiben. Die Opposition erwartet Ausfälle in Höhe von einer Milliarde Euro.
MÜNCHEN Für die Bayern LB naht die Stunde der Wahrheit. Am 28. April muss sie ihre Bilanz vorlegen. Bisher hatte sie ihre Verwicklung in den krisengeschüttelten US-Hypothekenmarkt mit allen Mitteln heruntergespielt.
Im Gegensatz zu anderen Banken mit Milliarden- Verlusten habe sie nur Ausfälle von 100 Millionen Euro zu erwarten. Das nahm den Bayernbankern längst keiner mehr ab. Am Mittwochabend musste Finanzminister Erwin Huber vor Journalisten kleinlaut einräumen: „Nach allen Zahlen, die wir kennen, wird sich ein noch höherer Korrekturbedarf ergeben.“
Um welchen Betrag es geht, will Huber nicht sagen. „Ich kann heute keine Zahl nennen. Die werden erst ermittelt. Deshalb lasse ich mich auf keine Spekulationen ein.“ Die Opposition geht von rund einer Milliarde Euro aus. Nach Informationen der AZ rechnen Bank-Insider mit einer momentanen Marktwertschwankung der so genannten ABS-Papiere von zwei Milliarden Euro. Das hat Huber am Mittwochabend noch dementiert. Gestern ließ er dann sein Ministerium berichtigen: Er nehme zu der Zahl keine Stellung.
Offensichtlich weiß die BayernLB selbst noch nicht so genau, wie die Bewertung der Geschäfte mit den Krediten schwacher Schuldner (Subprime) in den USA ausgeht – und welche Risiken da noch schlummern. Denn die Banken haben ihre Engagements in Zweckgesellschaften (Conduits) zusammengefasst, mit denen Geschäfte ausserhalb der Bilanz gemacht werden. Sie sind so konstruiert, dass es kaum Transparenz gibt.
Sptzenbanker hofft: Wir werden unser Geld wieder bekommen
Das bereitet auch Huber Sorgen. Die Berechnung sei nicht so einfach, versuchten er und sein Amtschef Klaus Weigert zu erklären. Wirtschaftsprüfer und Ratingagenturen säßen dran. Dass die BayernLB in die roten Zahlen geraten könnte, schließt Huber aus: „Die Liquidität der Landesbank ist nicht in Gefahr. Sie wird für 2007 einen Gewinn haben und an die Eigentümer, die Sparkassen und den Freistaat, eine Dividende bezahlen.“
In der Landesbank argumentiert man noch taktisch: Man habe auf die beste Qualität gesetzt und 80 Prozent höchstrangige Triple-A-Papiere. Aus heutiger Sicht seien keine Zahlungsausfälle zu erwarten, da man die Papiere ja jetzt in der Krise nicht vorzeitig veräußern müsse. „Wenn die Papiere fällig werden, werden wir unser Geld wieder bekommen“, sagt ein Spitzenbanker der AZ optimistisch.
Landesbanksprecher Peter Kulmberg wollte zur AZ nur so viel sagen: „Herr Huber hat Recht.“ Milliardenverluste dementierte er mit der Begründung: „Wir haben noch keinen Überblick.“ SPD-Chef Franz Maget wirft Huber „unehrliche Politik“ vor: „Die Wahrheit kommt nur scheibchenweise.“ Angela Böhm