Mildes Urteil für den Mord vor 32 Jahren

Werner S. (77) wurde zu sechs Jahren verurteilt. Um den Mittäter wird weiter gerätselt
von  Abendzeitung
Schwieg zu den Vorwürfen: der Rentner Werner S. (77).
Schwieg zu den Vorwürfen: der Rentner Werner S. (77). © bayernpress.com

Werner S. (77) wurde zu sechs Jahren verurteilt. Um den Mittäter wird weiter gerätselt

NÜRNBERG 32 Jahre nach dem Sexualmord an einer Schwabacherin (86) wurde der Rollstuhlfahrer Werner S. (77) am Montag am Nürnberger Schwurgericht zu sechs Jahren Haft verurteilt. Der lungenkranke Mann vernahm’s reglos, holte dann tief Luft aus dem bereitstehenden Sauerstoffgerät.

„DNA-Spuren und Vorstrafen deuten darauf hin, dass er die Taten begangen hat“, stellte Richter Richard Caspar fest. „Denn nur durch Gewalt hat er Befriedigung bei Frauen erlangt.“ Wegen Sexualdelikten saß Werner S. mehrfach in Haft und in der Psychiatrie.

Während der Vergewaltigung onanierte S. auf die Kleider des Opfers

Im Mordfall kam man erst 2008 durch DNA-Abgleich auf ihn: Sein Sperma fand sich auf den Slips der Toten. Und Sperma eines anderen Mannes in ihrer Scheide. Werner S. muss einen Mittäter gehabt haben, so das Gericht. Demnach haben die beiden Männer der Frau aufgelauert, als sie im September 1977 von einem Ausflug zurückkam. Sie wurde überfallen, gewürgt und ins Auto gezerrt. Ihr Gebiss lag im Gras. Dann wurde sie von dem Unbekannten vergewaltigt, während Werner S. auf ihre Kleider onanierte. Die Leiche schmiss man wie Abfall in den Straßengraben.

Verteidiger Jürgen Lubojanski allerdings sah den Tatablauf im Dunkeln, viele Spuren habe man damals nicht verfolgt. Er plädierte deshalb auf Freispruch. Oberstaatsanwalt Walter Knorr forderte lebenslange Haft. Das Gericht milderte die Strafe wegen des Alters und der verminderten Triebsteuerung von Werner S.

1977 hatte er gerade sechs Jahre wegen Vergewaltigung abgesessen. 1984 jagte er fünf Frauen (26-46) im Pkw, bedrohte und begrapschte sie: sieben Jahre Haft. „Ich wolle sie nur erschrecken, weil ich Angst vor Frauen habe“, sagte er damals, „als Ventil für meine gestörten sexuellen Energien.“ Potenzstörungen hatte man festgestellt. Gegen das Mordurteil will der Verteidiger in Revision gehen. cis

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