Milchhof: Was passiert mit diesem XXL-Gelände?
Bürotürme, eine Firmenzentrale, eine Hochschule und ein nobles Autohaus: Die Nutzungen und Zeitpläne für das 45.000 Quadratmeter große Filetstück direkt am Wöhrder See ändern sich krisenbedingt
NÜRNBERG Seit 25 Jahren wohnt Manfred Gaab in der Tullnaustraße. Wenn er jetzt aus dem Fenster blickt, sieht er Bagger und leere Flächen. Die Gebäude der bayerischen Milchversorgung und der Mercedes-Niederlassung sind abgerissen. Gaab hat freien Blick auf den Wöhrder See. Trotzdem freut er sich nicht. „Ich weiß, dass unser Haus abgerissen wird.“ So wie ihm geht es sieben weiteren Familien. Sie sehen in eine ungewisse Zukunft. Denn sie wissen nicht, wann die Bagger anrollen werden.
Zum genauen Zeitpunkt des Abrisses konnte Gaab auch am Donnerstag nicht mehr erfahren. Die Rathaus-SPD informierte über die Planungen auf dem ehemaligen Milchhof. Problem dabei: Krisenbedingt ändern sich Zeitpläne und Nutzungen des rund 45.000 Quadratmeter großen Areals immer wieder. Klar ist, so Fraktions-Chef Gebhard Schönfelder, dass der östliche Bereich zuerst bebaut wird. Dort will die Volks- und Raiffeisenbank ihre neue Zentrale errichten - in zwei sieben und elf Stockwerken hohen Bürotürmen.
Auf dem Areal dahinter Richtung Bahn war ein Bau für die Ohm-Hochschule vorgesehen. Doch derzeit prüft der Freistaat, ob die Erweiterung in der Gießereistraße im Stadtteil Wöhrd gebaut wird. Eine Entscheidung ist noch nicht gefallen. Auch Mercedes hat sich noch nicht endgültig geäußert, ob die neue Niederlassung auf dem Milchhof-Gelände realisiert wird. Zwar besteht Baurecht. Doch die Krise bremst. Was einige Stadträte auf neue Pläne hoffen lässt. Ihnen gefällt die flache Verkaufs- und Werkstatt-Halle auf der hochwertigen Fläche am See nicht.
„Hoffentlich dauert das noch lange“
Vom ehemaligen E-Werk, das derzeit als Disco „Nachtpalais“ genutzt wird, bleibt die große Halle bestehen. Die hat der Grundstückseigentümer, Alfons Doblingers „Dibag“, der Stadt geschenkt.
Dort könnte, so Stadtplanungs-Chef Josef Weber, ein hochwertiges Restaurant oder eine Kindertagesstätte entstehen – je nachdem, ob auf den umliegen Flächen Büros oder hochwertige Wohnungen gebaut werden. Nachtpalais-Chef Gerhard Imhof sucht bereits einen neuen Standort für seinen Musik-Tempel.
Auch die Bewohner des Wohnblocks am Dürrenhof-Tunnel müssen sich auf einen Umzug einstellen. Hier plant die „Dibag“ einen Büroturm, Realisierung und Höhe offen. „Hoffentlich dauert das noch lange“, sagte eine der betagten Bewohnerinnen. „Ich will nicht mehr umziehen!“ mir