Mietnomaden im Richterhaus

In Erlenstegen: Ein Pärchen (22 und 27) zahlte sieben Monate lang keine Miete, nahm die Küche mit und zog Haschisch auf dem Dachboden.
von  Abendzeitung
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In Erlenstegen: Ein Pärchen (22 und 27) zahlte sieben Monate lang keine Miete, nahm die Küche mit und zog Haschisch auf dem Dachboden.

NÜRNBERG So hatte er sich das nicht gedacht: „Ich wollte jungen Leuten eine Chance geben und habe deshalb dieses Paar als Mieter genommen“, erzählte der Zeuge (63) und Verkehrsrichter im Ruhestand. Doch die Ausgewählten verdreckten nicht nur sein Haus. Sie zahlten sieben Monate keine Miete (Schaden 4200 Euro) und nahmen heimlich die Kücheneinrichtung mit, die er pfänden wollte. „Und im Dachboden hatten sie eine Haschisch-Plantage angelegt“, stellte der Ex-Richter schockiert nach dem Auszug der Mietnomaden fest.

Ein-Euro-Jobs? "So was mache ich doch nicht!“

Wegen Unterschlagung waren Maria W. (22) und Sascha S. (27) gestern am Nürnberger Amtsgericht angeklagt – jeder ein Kind (drei Jahre und sechs Monate) auf dem Schoß. „Haben Sie keine Großeltern als Babysitter?“, fragte Richterin Ute Kusch erstaunt. Die Antwort: „Die arbeiten alle.“

Das unverheiratete Pärchen hatte dagegen seine Jobs verloren, kurz nachdem sie 2006 in die Doppelhaushälfte in guter Lage in Erlenstegen zogen. Maria W. war als Supermarkt-Kassiererin gefeuert worden. Ihr Lebensgefährte hatte seine Ausbildung zum Kfz-Mechatroniker abgebrochen und weigerte sich, Ein-Euro–Jobs anzunehmen. „So was mache ich doch nicht“, sagte er. So lebten beide von Kinder- und Arge-Geld. „Es war nicht genug zum Leben“, sagte Maria W.. Deshalb habe man in einem Jahr für sieben Monate die Miete (rund 600 Euro) nicht bezahlt.

Auch der Spiegelschrank ist weg

Kurz vor der Zwangsräumung zogen sie aus – und nahmen die Küche mit (Wert: 2500 Euro), die der Richter pfänden wollte. Durch die Hintertüre schleppten sie die Teile heimlich 30 Meter zum Lkw, was eine Nachbarin mitbekam. Weg ist auch ein Spiegelschrank (Wert: 200 Euro), der dem Vermieter gehörte.

„Die Küche haben wir schon Monate vorher an einen Unbekannten für 700 Euro verkauft“, behauptete Maria W.. „Und wie haben Sie gekocht?“, fragte die Richterin. „Gar nicht, die Mikrowelle reicht“, war die Antwort.

Das Urteil für die Vorbestraften: 1950 Euro Geldstrafe für Maria W, sechs Monate Bewährungsstrafe für Sascha S. sowie 120 Arbeitsstunden. cis

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