Miet-Schock kurz vor Weihnachten!
Sozialwohnungen werden dem freien Markt angepasst: 12,8 Prozent mehr Miete an die Wbg! Derzeit sind insgesamt 2000 Menschen aus Sündersbühl betroffen
NÜRNBERG Seit 25 Jahren wohnt Renate Eidenschink (64) in ihrer zwei Zimmerwohnung in der Bernadottestraße im Stadtteil Sündersbühl. Vom siebten Stock hat sie einen guten Überblick über die Blocks im Westpark. Doch wenn sie zum Fenster hinausschaut, befällt sie die Wut über den Miet-Schock kurz vor Weihnachten: „Ab Januar muss ich 55 Euro mehr bezahlen! Das sind dann 485 Euro. Das ist schon sehr viel für meine 60 Quadratmeter.“
So wie der 64-Jährigen geht es in diesen Tagen vielen Mietern in den rund 2000 Wohnungen, die die städtische Wohnungsbaugesellschaft Wbg in diesem Viertel besitzt. „Allein in unserm Haus sind 65 Parteien betroffen", sagt Eidenschink. Vor einigen Jahren sind die Wohnungen in der Bernadottestaße 31 saniert worden. „Wir haben neue Fenster bekommen und eine neue Heizung. Die Miete hat die Wbg damals erhöht“, sagt die Mieterin. „Doch jetzt ist nichts geschehen. Keine Verbesserung und nichts sonst. Trotzdem müssen wir mehr bezahlen.“ Die 64-Jährige hat sich bei der Wbg beschwert.
Bisher vergeblich. Das städtische Tochterunternehmen bleibt dabei: Die Miete wird erhöht. In Renate Eidenschinks Fall um satte 12,8 Prozent. Grund: Die Wohnung ist aus der so genannten Sozialbindung gefallen. Das heißt, dass die Wbg beim Bau der Wohnblocks vor 40 Jahren öffentliche Fördergelder erhalten hat. Bedingung dafür war, dass die Wohnungen günstig vermietet werden müssen.
Doch jetzt ist die Frist vorbei. Und aus den Sozialwohnungen werden Wohnungen, deren Miete sich dem Niveau auf dem freien Markt anpasst. „Es ist eine Obergrenze festgelegt, um wieviel die Mieten in solchen Fällen steigen dürfen“, erläutert Wbg-Sprecher Dieter Barth. „Diesen Spielraum nutzen wir aber bei weitem nicht aus.“
Trotzdem. „Die Leute, die hier einmal eingezogen sind, gehören sicher nicht zu den gut betuchten Nürnbergern. Uns tut diese Erhöhung schon weh“, sagt Eidenschink.
Was Barth aber nur zum Teil nachvollziehen kann: „Viele Mieter haben in der Zwischenzeit ein besseres Einkommen. Sie können sich die Miete durchaus leisten.“ Wer trotzdem in finanzielle Schwierigkeiten kommt, der könne sich an die Wbg-Beratung wenden. „Wir versuchen dann eine Lösung zu finden und suchen zum Beispiel nach Förderangeboten wie Wohngeld.“ Ziel sei, dass die Mieter bleiben können. „Ein Auszug wegen der Mieterhöhung steht bei uns an letzter Stelle“, sagt Barth.
Michael Reiner
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