„Mich werden die Fürther sicher nicht überraschen“

Fortuna-Wirbelwind Caillas, einer der letzten „bösen Buben“ der Liga, über Understatement, sein Comeback im Ronhof, ein Bier mit den alten Kameraden und seinen jetzigen Arbeitgeber
DÜSSELDORF Er ist einer der letzten „bösen Buben“ der Zweiten Liga – und mächtig stolz darauf: 33 Gelbe Karten und 14 Tore „sammelte“ Olivier Caillas in Kleeblatt-Diensten, bevor er über Wehen zu Fortuna Düsseldorf kam. Vor seiner Rückkehr am Samstag (13 Uhr) mit dem Zweitliga-Aufsteiger in den Ronhof sprach die AZ mit dem 31-Jährigen über sein Image, den schlafenden Riesen Fortuna und warum er sich vom Fürther Holperstart nicht blenden lässt.
Hallo Herr Caillas, stehen Sie neuerdings unter Artenschutz?
Warum?
Ihr Ex-Kollege, SpVgg-Manager Rachid Azzouzi, meint, Spieler wie Sie mit ihrer „Schlitzohrigkeit“ sind eine aussterbende Rasse.
Da hat er schon recht. Spieler wie mich liebt man oder hasst man. Vielen gefällt meine Art auf dem Platz nicht. Für die bin ich ein böser Junge. Aber in den 90 Minuten gibt es für mich eben keine Freunde. Da ist der Gegenspieler mein Feind. Und ich würde mir wünschen, dass Spieler mehr aus sich herauskommen. Emotionen gehören schließlich zum Fußball.
"Wir haben keine faulen Äpfel im Team"
Das sehen die Schiedsrichter gelegentlich anders.
Ich hatte immer ein sehr gutes Verhältnis zu den Schiedsrichtern. Ich habe zwar sicher viele Karten bekommen, aber in dieser Saison kann sich meine Bilanz (noch keine Verwarnung, d. Red.) doch sehen lassen.
Weil Ihnen Trainer Norbert Meier nach den zehn Karten aus der letzten Saison ins Gewissen geredet hat?
Nein. Der Trainer ist, positiv gesagt, auch ein Schlitzohr. Wir verstehen uns gut und er lässt mir einen großen Spielraum.
Den Sie und die Mannschaft nicht überstrapazieren. Als Aufsteiger ist der „schlafende Riese Fortuna“ unerwartet gut gestartet.
Düsseldorf ist vom Umfeld her sicher ein schlafender Riese mit dem Stadion und den Fans. Überraschend war der aktuelle Erfolg aber nur für Außenstehende. Wir hatten schließlich kaum Fluktuation im Kader, die Mannschaft ist über drei Jahre zusammengewachsen. Wir haben auch keine faulen Äpfel im Team.
"Wir werden uns nicht abschlachten lassen"
Ihre Fürther Ex-Kollegen sollten sich also besser warm anziehen?
Wir fahren sicher nicht als Favorit nach Fürth.
Das klingt aber sehr bescheiden. Immerhin haben sie Ihren ehemaligen Arbeitgeber in der Tabelle schon abgehängt.
Fürth wird doch vor der Saison immer klein geredet. Nach dem Motto: Oh je, alle Spieler sind weg. Aber am Ende stehen sie dann doch wieder oben. Mich wird die Mannschaft nicht überraschen und wir werden uns auch sicher nicht einlullen lassen. Wir sind am Samstag der Underdog. Aber wir werden uns da auch nicht abschlachten lassen, sondern wollen schon etwas mitnehmen.
Bereuen Sie es eigentlich, 2007 freiwillig Fürth verlassen zu haben?
Es war damals sicher die falsche Entscheidung, nach Wehen zu gehen. Ich habe Präsident Helmut Hack, der ja wie ein Ziehvater für mich war, darum gebeten, meinen Vertrag aufzulösen und er hat zugestimmt. Andererseits: Hätte ich das nicht gemacht, wäre ich nicht in Düsseldorf gelandet. Und das ist genau das Richtige für mich. Ein Stück Heimat. Meine Frau Karina kommt ja aus Aachen.
"Mit Rachid werde ich noch ein Bier trinken"
Aber ein wenig Freude auf die Rückkehr in den Ronhof ist schon vorhanden?
Klar. Ich hoffe, es wird ein gutes und intensives Spiel. Und danach trinke ich mit meinen alten Kumpels Stephan Loboué, Jan Mauersberger und Rachid Azzouzi vielleicht noch ein schönes fränkisches Bier.
Interview: Krischan Kaufmann
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